Schming und weg

Keeping it short – 5 Tage in Laos (lies: Luang Prabang)

Ich hatte ja gar nicht so unbedingt damit gerechnet, nach Laos zu kommen (fand aber trotzdem den einen oder anderen eReiseführer auf meinen Geräten), aber da war ich nun, in Luang Prabang, eine Stadt relativ im Norden des Landes und von großer kultureller Bedeutung, da hier wichtige Tempel und Kulturstätten zu finden sind. Sie liegt recht idyllisch zwischen Mekong und dem Nan snowieso auf einer Halbinsel und die Kolonialstil-Gebäude in der Altstadt haben das Siegel UNESCO Weltkulturerbe verliehen bekommen. Allerdings ist Stadt vielleicht ein bisschen hochgegriffen – knappe 30.000 Einwohner leben dort, das Ganze ist also eher beschaulich und übersichtlich. Prima, ich mag, wenn alles per Pedes erreichbar ist!

Die Nacht im Tanoy Guesthouse fiel wie erwartet in die Kategorie „Bitte ganz schnell wieder vergessen…“ und nach einem Frühstück in der Stadt trennten sich die Wege von Michaela und Sandra und mir erstmal wieder. Sie hatten gar nicht so weit entfernt ein bezahlbares Doppelzimmer gefunden (das ist natürlich ein unbestreitbarer Vorteil, wenn man zu zweit unterwegs ist), ich hingegen hatte mich für das Hello Guesthouse, eines der ganz wenigen, die online überhaupt bezahlbare Kapazitäten anbieten konnten, entschieden. Das allerdings lag einen strammen 20 minütigen Fußmarsch vom City Centre entfernt. Mit Büffel auf dem Rücken und in der Hitze nicht wirklich ein Vergnügen, aber ich freu‘ mich dann immer mehr über das gesparte Geld. Zumal ich für die neue Unterkunft tatsächlich 14 Euronen pro Nacht hinblättern musste – bisheriger Rekord und eigentlich nur für ein eigenes Zimmer gerechtfertigt. Aber nö, wo denke ich hin?, natürlich war es ein Bett in einem kleinen, mit vier Stockbetten vollgestellten Dorm. Immerhin mit Special Effect: Mein Probeliegen im oberen Bett fühlte sich an wie aufm Segelboot, die ganze Konstruktion schwankte ganz extrem hin und her… Auch der Rest des Guesthouses war bei weitem nicht der Standard, an den ich mich in den knapp drei Wochen Thailand gewöhnt hatte und den der hohe Preis suggerierte. Aber der Betreiber, ein junger Laote namens Kevin, war extrem nett und zuvorkommend, sprach prima Englisch und servierte mir sogar einen Willkommensdrink. Und im Prinzip war ja trotzdem alles da… Nun gut, so viel andere Möglichkeiten blieben nun auch nicht – dann isses eben dieses Guesthouse.


Eulalie wollte sich gern auf einen Drink oder Kaffee oder ähnliches treffen, also zog ich, ausgerüstet mit gutem Schuhwerk (kann ich Herrn Nike irgendwie ein Dankesschreiben zukommen lassen? Ohne diese Wie-auf-Wolken-laufen-Turnschuhe im Gepäck wäre ich wohl schon reif für den Rollator), los, zur Stadt zurück. Mit ohne Gepäck ein sehr viel angenehmere Unterfangen. Ein erster Rundgang führte mich an wieder mal an den zahlreich vorhandenen Tempeln vorbei, an dem Brg mitten in der Altstadt, von wo man besonders bei Sonnenuntergang eine schöne Aussicht über die Stadt hat (allerdings sollte der Blick – da sind sie wieder, die geschäftstüchtigen Laoten – 20.000 Kip kosten. Hab ich mir dann verkniffen.), und die Halbinsel runter. Besonders gefallen hat mir der Blick über dem Nan sowieso – ich recherchiere den echten Namen nochmal, versprochen. Hier badeten Einheimische im Fluss, unter der Bambusbrücke und dahinter sah man wunderschön die umliegendene Hügellandschaft.


Nach einem Red Curry in einem netten Restaurant suchte ich mit wachsender Verzweiflung die von Eulalie genannte S Bar, die eigentlich direkt nebenan sein sollte. Aber nix. Straße rauf und runtergelaufen, nix. Einheimische gefragt, Schulterzucken. Hmmh! Irgendwann kam sie mir entgegen, ebenfalls mit suchendem Bick und dem Smartphone in der Hand. Wir landeten dann in einem netten, kleinen Café/Buchladen/Kunsthandwerkgeschäft. L’êtranger, das von einer Francokanadierin betrieben wurde und wo jeden Abend kostenlos ein Film gezeigt wurde. Dann zog es uns auf den Nachtmarkt. Eulalie hatte am Abend zuvor einen Beutel gesehen, der ihr gefallen hätte und ich war immer noch auf der Suche nach einer Hose. Ich muss sagen, dass mir dieser Nachtmarkt tatsächlich von den bisher besuchten am besten gefallen hat – nicht so überlaufen, ich konnte erfolgreich feilschen und es schien, als gäbe es dort tatsächlich Sachen, die dort aus der Gegend stammten, wie gewebte Stoffe, handgefertigte Taschen und Beutel und Schnaps mit Schlangen in den Flaschen. Aus Rücksicht auf meine Mutter werde ich das zugehörige Bild nicht posten 😉 Eulalie fand ihre Tasche, ich meine Hose (von 60.000 auf 45.000 Kip runtergehandelt) und wir kauften beide noch ein paar handgeknüpfte Armbänder. Ich hätte noch mehr kaufen können, Shopping-Fieber! Aber es blieb dann bei den kulinarischen Genüssen, einige spring Rolls und eine Portion sehr leckerer Kokos-Pfannkuchen. Eulalie überredete mich dann, wegen Dunkelheit und Uhrzeit zurück zum Hostel ein TukTuk zu nehmen, das ich mit 20.000 Kip schon wieder ein bisschen zu teuer fand, aber nun gut.

Freitag ging es richtig früh – und für mich am schlimmsten – ohne Frühstück los zu den Kuang Si Wasserfällen. Dafür hatte ich mich mit Eulalie noch Tags zuvor noch verabredet und sie wollte gern um 7 Uhr los, vor den chinesischen Touribussen. Machte für mich Sinn. Zwei ihrer Travel buddies, Massimo aus der Schweiz und Gian Domenico aus Italien, schlossen sich uns an. Unterschätzt hatten wir, dass um diese Tageszeit zwar noch niemand unterwegs sein, aber eine TukTuk-Fährt aber auch richtig kalt sein würde! Und wir fuhren 45 Minuten – auf wirklich teils sehr schlechten Staßen, denn es waren nur 30 Kilometer Strecke. Die Jungs hüllten sich in ihre Handtücher, ich hatte zum Glück meinen Hoodie an, und fror trotzdem mehr als mir lieb war. Aber der Ort machte alles wieder wett – manchmal ist der Hype tatsächlich gerechtfertigt… In mehreren kaskadenartigen Terrassen floss ein türkisfarbenes Wasser gen Tal, dazu der grüne laotische Dschungel um uns herum und so gut wie keine anderen Touristen – einfach nur wunderschön.  Zweieinhalb Stunden stiegen wir bis zum höchsten Punkt (wo man den Beginn des Wasserfalls deutlich erkennen konnte) und wieder hinunter, teils war der Weg richtig steil, Teil sogar glitschig. (Auch an dieser Stelle: This entry is brought to you by Nike) Nach Schwimmen war uns allerdings – nach dem kalten Tagesbeginn – irgendwie allen nicht. Unser TukTuk-Fahrer hatte wie verabredet auf dem Parkplatz auf uns gewartet und ab ging die Fahrt zurück nach Luang Prabang.

Nach einem gemeinsamen Lunch auf einem Market war uns allen nach Ausruhen und ich schlief auf meinem wackeligen Etagenbett wunderbare, erholsame 1 1/2 Stunden. Abends trafen wir uns dann zum Büffet auf dem Food Market, wo man sich für 15.000 Kip den Teller mit vegetarischen Spezialitäten füllen konnte- perfekt für den schmalen Backpacker-Geldbeutel. Michaela und Sandra waren auch mit dabei und danach ging es zusammen in die Utopia-Bar, die viel angenehmer war als ich es bei ihrem Ruf unter Travellern vermutet hatte. Ein lauschiger Ort mit Strandbar-Atmosphäre und guter Musik. Aber: In Laos gibt es eine gesetzliche Sperrstunde, d.h. Um 23:30 Uhr schloss der Laden, genau wie alle anderen Lokale in Luang Prabang (ausgenommen eine dubiose Bowlingbahn, mit der Michaela und Sandra schon so ihre Erfahrungen  hatten). Wir gingen aber schon früher und Michaela fuhr mich auf dem Roller, den sie sich für ihre Tour zu den Wasserfällen ausgeliehen hatten, zu meinem Guesthouse – supernett! An dieser Stelle dafür nochmal ganz lieben Dank!!Tja, so schnell kann das gehen, mit der ersten Fahrt auf dem Roller und sei es als Passagier.



Am Samstag nahm ich mir die einfach immer wieder erforderliche „downtime“, um mich zu entspannen, Fotos zu sichern, zu schreiben und zu lesen. Einfach auch die Dinge mal sacken lassen. Das ist sehr wichtig für mich, habe ich gemerkt. Abends habe ich dann erneut mit Eulalie auf dem Food Market am Büffett gegessen – und diesmal haben wir auch begriffen, dass man sich den Teller dann vom Büffettpersonal Warmmachen kann. Schmeckte nochmal deutlich besser! Dann gingen wir noch auf einen letzten Drink in den Lao Garden, ebenfalls eine sehr nette, chilliger Bar, wo wir für wirklich wenig Geld (ich glaube, es waren 10.000 Kip). Einen Lao Cocktail „Coconut Dream“ tranken und einfach redeten. Die Eulalie ist mir in den Tagen wirklich ans Herz gewachsen, wir haben uns wunderbar verstanden und ein paar tolle Gespräche geführt. Sie würde am nächsten Morgen – wie irgendwie alle – nach Vang Vieng weiterfahren, also sich in Laos in Richtung Süden bewegen, um dann nach Vietnam zu reisen. Na, vielleicht wird es ja irgendwo ein Wiedersehen geben.

Ich selbst hatte mir seit der Ankunft darüber den Kopf zerbrochen und viel Zeit auf Recherche verwendet, wohin ich denn nun weiterreisen wollte. Zum ersten Mal hatte ich richtig Schwierigkeiten damit, mich für den nächsten Schritt zu entscheiden. Der gängigen Route folgen und mit den diversen Bussen mich ins südliche Laos zu bewegen, um dann nach Kambodscha einzureisen? Lange liebäugelte ich damit, auch aus dem Gefühl heraus, es „müsse“ so sein und ich würde was verpassen, wenn ich was Anderes mache. Aber je mehr ich darüber las und die damit verbundenen Berichte über unangenehme Busfahrten auf extrem schlechten Straßen mit großen Verspätungen und komplizierte Grenzübergänge mit korrupten, unangenehmen Beamten, die sogar für die Ausreise- und Einreisestempel nach Lust und Laune eine Gebühr erhoben, desto mehr würde mir klar, dass ich das eben nicht wollte. Laos war okay und ich bereute es keineswegs, dorthin gereist zu sein, aber es hatte irgendwie nicht so richtig „Klick“ gemacht. Vielleicht hätte ich es noch mehr probieren sollen, keine Ahnung, aber ich entschied schließlich, den „Hummus Trail“, den „Banana Pancake Trail, also den Weg, den gefühlt alle gerade zu gehen schienen, zu verlassen und buchte mir kurzerhand einen – sehr günstigen – Flug nach Kuala Lumpur in Malaysia für Montag Morgen mit AirAsia.  Dazu mehr im nächsten Blogpost.




Den Sonntag nutzte ich, um nochmal ein wenig Sightseeing in Luang Prabang, überquerte für einen kleinen Obolus die Bambusbrücke (das hat Spaß gemacht) und sah mir die Häuser und das Kloster dort an. Hier kam ich mit einer Dame ins Gespräch, die gerade ihren Sohn von dort abholte, der bis zu dem Tag dort Novize gewesen war. Erklären, warum er das Kloster verließ, konnte sie mir wegen mangelnder Sprachkenntnisse nicht erklären, aber ich wusste, dass es für eine Familie in Laos die höchste Ehre war, wenn ein Sohn – wie kurz auch immer – als Novize oder Mönch in einem buddhistischen Kloster war. Im langen Bogen ging es dann am Wasser entlang die Halbinsel zurück. Wirklich schöne Häuser! Nach einem späten Lunch auf dem kleinen Markt nahm ich noch für abends einmal Ananas mit (wahnsinnig lecker!).

Tja, Laos, das war’s dann erstmal mit uns beiden! Vielleicht lag’s auch am Chinese New Year, das alles so voll und teuer machte, vielleicht habe ich mich mit den laotischen Kip auch zu blöd angestellt, aber so richtig große Liebe war es irgendwie nicht mit uns.

Es endete aber positiv: Nachdem ich nun endlich wusste, wann es wie und wohin für mich weitergehen würde, fragte ich Kevin etwas spät nach einer Extranacht – und das Guesthouse war ausgebucht. Ohne. Für eine Nacht nochmal was Neues suchen? Dann bot er mir an, das Extrabett in seinem Zimmer für die eine Nacht zu nutzen. Hab ich natürlich sofort genommen und kam so in den Genuss von 1) einem anständigen Bett und 2) einer netten Unterhaltung mit dem extrem fleißigen Laoten, der den ganzen Tag in Action ist und sich Abends noch weiterbildet, z.B. In Sachen Photoshop. Er sagt, von nichts kommt nichts, und wer mehr sein will, muss auch mehr tun. Weise Worte.

Song der Stunde: Patrick Nuo – 5 Days (ach, ein Klassiker!)

PS: Freu‘ mich sehr über jeden Kommentar

6 Kommentare zu “Keeping it short – 5 Tage in Laos (lies: Luang Prabang)

  1. Carola Haskamp

    Hört sich so richtig spannend an was du schreibst. Ich finds gut, nicht unbedingt den Weg zu gehen, den alle nehmen.
    Guten Flug und viel Spaß in Malaysia

    1. spookykcs Autor des Beitrags

      Hat sich – soviel kann ich schon mal verraten – als richtig herausgestellt, einen ungewöhnlichen Sprung zu machen.

  2. Vigdis

    Liebe Kristin inzwischen wissen wir ja, dass du dich mit Malaysia eher anfreunden konntest und, dass es für dich sicherlich eine gute Entscheidung war.
    Wir freuen uns sehr weiter mit dir „Reisen“ zu dürfen und schicken ganz, ganz liebe Grüße aus dem nebligen Norden.

    “ Wenn du jemanden ohne Lächeln siehst,gib ihm deines“ Burda

    1. spookykcs Autor des Beitrags

      Das Zitat mit dem Lächeln gefällt mir und das funktioniert – zumindest hier in Malaysia – total gut. Jeder lächelt zurück. Furchtbar nette Menschen hier.

  3. Petra

    Ich verfolge weiter schwer begeistert Deine Erlebnisse. Durch die tollen Beschreibungen kann man richtig gut eintauchen und ist „dabei“!

    1. spookykcs Autor des Beitrags

      Hallo liebe Petra, ganz lieben Dank für deine Zeilen! Ich sitze schon wieder am nächsten Eintrag, aber entweder schreibe ich zu viel oder zu langsam oder erlebe Zuviel … Jedenfalls hänge ich hoffnungslos hinterher Aber es freut mich, dass du liest und das auch noch mit Begeisterung! Momentan schwitze ich auf der Insel Langkawi in Malaysia bei Sonne, Strand und super Essen gehen und mir geht es hervorragend gut ☀️ Liebe Grüße, Kristin

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