Manchmal reiht sich alles wie bei einer Perlenkette aneinander, wenn erstmal der Anfang gemacht ist. Georgetown war für mich das logische Ziel nach Kuala Lumpur, und Langkawi folgte ganz automatisch darauf, immer schön die malaysische Westküste hinauf. Als ich nun mitbekam, dass es von Langkawi super einfach mit der Fähre zur thailändischen Insel Koh Lipe (die außerdem in dem Ruf stand, besonders schön und idyllisch zu sein; keine Autos!) ging, setzte sich das bei mir ganz schnell als nächstes Reiseziel fest. Irgendwo war es zwar schade, nach nur zwei Wochen das schöne Malaysia schon wieder zu verlassen, das mir ja (wer hier mitgelesen hat, mag es gemerkt haben) in allen Aspekten ausgesprochen gut gefallen hatte, aber ich hatte einfach auch Lust auf mehr Inseln, Strand und Meer. Und der Süden Thailands hatte von Anfang an auf meinem groben Plan gestanden, die Fähre brauchte nur 90 Minuten und ich freute mich auf ein Wiedersehen mit Thailand.
Um 07 Uhr morgens hätte das aber nicht unbedingt beginnen müssen, … Na ja, da gab es keine Wahl, Pickup um 07:30 Uhr, take it or leave it, baby! Schnell einer noch zu Recht verschlafenen Steffi “Tschüss“ gesagt, die erst um 10:30 Uhr abgeholt werden würde, die Glückliche, und ab ins Auto, wo ein stämmiger Malaie auf dem Weg nach Kuah, zum dortigen Fährhafen, mich für die Uhrzeit etwas zu sehr vollquatschte. Am Ziel angekommen kümmerte er sich zunächst um die beiden Mädels, die mit dem Bus nach Kuala Lumpur wollten (Deutsche natürlich; lustigerweise traf ich die eine auf Koh Lanta wieder) und ließ sich dann von mir den Reisepass geben. Hach, da ist mir ja immer nicht wohl dabei, jemand Fremden …aber man macht es dann ja doch… Es vereinfachte auch diesmal die Dinge, er hatte alle Ausreiseformalitäten für mich geregelt und ich musste nur noch auf das Boarding für die Fähre warten und noch fix ein paar thailändische Baht tauschen, da bei Einreise auf Koh Lipe direkt 200 Baht für das Naturschutzgebiet bzw. für den Eintritt in selbiges fällig wurden. Auch hier wurden von dem Fährmitarbeiter – nachdem alle Reisenden unseren Ausreisestempel bekommen hatten – wieder alle Pässe eingesammelt, was nicht nur mich irritierte.
Eineinhalb schlafgeschwängerte Stunden später lag Koh Lupe voraus. Aufgrund dessen, dass es dort keinen Pier gibt (vielleicht wegen Naturschutz?), legte die Fähre an einem Ponton ca. 70m vor dem Strand an. Dort sammelten die Longtailboote uns dann samt Gepäck auf. Und verflixt, das war bei dem Seegang an dem Tag tatsächlich nicht ohne – Ponton und Boot bewegten sich stark und das meist in unterschiedliche Richtungen… Aber kein Problem für “Seebeine“ Schming, natürlich! 😊 Am Strand angekommen führte der Weg aus dem Boot allerdings unweigerlich durch das kniehohe, kristallklare Wasser – und ich hatte meine lange Thaihose an. Nun ja, trocknete ja wieder, gerade bei diesen Temperaturen.
Koh Lipe wirkte schon auf den allerersten Blick wie eine Insel, die aus dem Paradies gefallen ist: Ein feiner, sehr weißer Sandstrand, besagtes kristallklares, türkisfarben leuchtendes Wasser und darüber ein knallblauer Himmel. Unfassbar schön! Und vermutlich einer der idyllischsten Grenzübergänge der Welt: Direkt am Strand war das Immigration Office, vor dessen 1. Büro wir uns mit unseren sandig-feuchten Füßen brav aufreihten, erstmal unsere ausgefüllten White Cards vorzeigten, unsere Pässe zurück bekamen und direkt nochmal rüber zum uniformierten Grenzbeamten rüberwechselten – und da war es dann ganz wie in Bangkok: Ein Blick in den Pass, ein Blick auf mich und “Welcome to Thailand“! Ach ja, und da drüben können Sie die 200 Baht Eintrittsgeld (lies: Gebühr für den Nature Park) entrichten.
Gebucht hatte ich die üblichen 2 Nächte mangels Alternativen im A plus Hostel, das gut fußläufig zu erreichen war (gut, die Insel ist auch wirklich nicht groß und prinzipiell für Fußgänger total gut geeignet). Allerdings haute mich die Unterkunft für die rekordverdächtigen 17 Euronen nicht aus den Socken. Die eine Hälfte des Gebäude war Baustelle, in der anderen gab es “kuschelige“ und verflixt hellhörige 20-Betten-Dorms… Aus meiner bisherigen Travelerfahrung heraus hatte ich mich vorsorglich im Female Dorm einquartiert. Nichts gegen die Herren der Schöpfung, aber euer Schnarchfaktor ist nun mal höher – und bei potenziellen 19 Geräuschquellen… Allerdings musste ich auf Koh Lipe feststellen, dass durchaus auch Mädels nachts den Wald zersägen.
Irgendwie war im Hostel zwar alles da, aber ich hatte das Gefühl, in einer anonymen Bettenburg zu sein. Im common room lief dauernd in voller Lautstärke irgendein Film, im Dorm schlief bei 20 Mädels immer irgendjemand und draußen sitzen war bei den Temperaturen zumindest tagsüber auch nicht wirklich eine Option. Nun ja, wegen dem Hostel war ich ja auch nicht hier und Geselligkeit hatte ich auf Langkawi gerade ausreichend gehabt. Also ab an den Strand – von denen gab es insgesamt drei Stück (die Insel ist wirklich nicht groß): Pattaya Beach, Sunrise Beach und Sunset Beach. Pattaya war der nächstgelegene und irgendwie auch der Hauptstrand, wo die Boote ankamen und das meiste Leben tobte, also dort mal hin. …Und der Traumeindruck von der Ankunft bestätigte sich – wunderbares Wasser, Wahnsinnsstrand, wenn auch bei Flut etwas schmal und wenig Schatten. Und etwas zu viele Longtail-Boote. Aber das ist wirklich Jammern auf hohem Niveau. Auch abends ein wirklich schöner Ort (siehe Foto).
Was mir aber auf dieser Insel schon auffiel, war, 1) dass es gemessen an der Fläche schon sehr, sehr voll war (abends konnte man in der Walking Street kaum treten) und 2) dass es hier spürbar teurer war als im Norden Thailands. Klar, Inseln sind immer etwas teurer, aber die “Shakeconomy“-Kurve (der Begriff stammt nicht von mir, sondern von meinem guten Freund Thomas, der damit meine Gewohnheit, das Preisverhältnis eines Ortes anhand der Fruchtshake-Preise einzuschätzen, auf den Punkt brachte) war hier nicht gut, unter 60 Baht war nichts zu kriegen – in Pai teilweise nur 20! Aber auch die Restaurantpreise schmeckten mir buchstäblich nicht. So war für mich schnell klar, dass ich tatsächlich nach den gebuchten zwei Nächten weiter reisen würde, zur nächsten Insel.
Aber nicht ohne alle Strände mitgenommen zu haben! Am nächsten Morgen ging es nach einem leckeren Roti (das sind die Thai-Pfannkuchen) zum Sunrise Beach, wenn auch lange nach Sunrise. Auch hier war das pure Paradies – malerisch ergänzt von einigen Longtailbooten. Hier ließ es sich mit ausreichend Wasser, ein paar Keksen und meinem Kindle voller Bücher, ab und zu unterbrochen von einem Sprung in die türkisblauen Wellen (recht windig), total gut aushalten. Extreme beaching könnte man sagen.
Da ich am nächsten Tag schon wieder aufs Boot zur nächsten Insel, nach Koh Lanta, steigen würde, war es nur logisch, am Abend auch noch Strand Nummer 3 zu besuchen, in dem Fall dann aber nicht zum Baden, sondern tatsächlich – gemäß seinem Namen – zum Sonnenuntergang. Da erfüllten aber weder Beach (zu steinig) noch Untergang (zu blass und dunstig) meine Erwartungen. Na ja, man kann nicht immer gewinnen – vermutlich war’s am nächsten Abend das Farbenspektakel schlechthin.
Auf Koh Lipe begann ich dann auch ernsthaft damit, mich doch mal nach einem Bikini umzusehen. Ja, der knallrote adidas-Badeanzug erfüllte seinen Zweck und hatte auch seine Vorteile (…sitzt in jeder Lebenslage…), aber so ein Bikini hatte einfach unbestreitbare Vorteile: Einfacher drunter zu tragen, trocknet schneller und gibt der Sonne mehr Arbeitsfläche. Ich muss dazu sagen, dass ich mich noch nie als Bikiniträgerin gesehen habe, zum einen von der Figur her, zum anderen, weil da von einem Autounfall in der Kindheit eine recht auffällige Narbe auf dem Bauch ist. Aber nach einigen Tagen an den thailändischen Stränden wurde mir klar, dass beide Einwände Quatsch sind. Kümmert keinen Honk. Also mal die Strandläden abgeklappert. Aber das erwies sich tatsächlich als nicht so einfach, da viele Läden nicht mal über eine Umkleide verfügten – und Anprobieren war in diesem Fall einfach ein Muss -, ich gerne ein Modell ohne “Augenkrebsfaktor“ haben wollte und mich die Thai-Größen auch vor ungeahnte Herausforderungen stellten. Fazit: Kein Bikini.
Next stop: Koh Lanta. Vielleicht hatte ich da ja mehr Glück.