So langsam wurde ich eine echte Expertin im thailändischen Inselhopping – weder die Tatsache, dass jeder Passagier lediglich einen Sticker als “Ticket“ auf die Brust geklatscht bekam noch der Anblick, wie mein Büffel unter einem Berg Gepäck auf dem Achterdeck (…Super Ort für Gepäck … in Deutschland…Ach, ich spar’s mir 🙂) verschwand, brachte mich aus der Ruhe. Im Gegenteil, ich freute mich nen Keks, dass auf der Strecke nach Phuket endlich mal ein anständiges Boot eingesetzt wurde, sodass ich draußen das blaue Wasser und den blauen Himmel genießen konnte! Aber Phuket ist ja auch die größte Insel Thailands, sodass auf das “Koh“ hier verzichtet wird.
Da wollte ich ursprünglich überhaupt nicht hin, da Phuket der schlechte Ruf anhaftet, fest in der Hand des Massentourismus zu sein. Aber dadurch, dass Thomas, seines Zeichens Ex-Bass bei Chorage, mittlerweile Dauerreisender und guter Freund, auf dem Weg von Vietnam nach Sri Lanka war, ich sowieso auf den Inseln herumturnte mit dem groben Ziel, irgendwie hoch nach Bangkok und von dort noch eben rüber nach Kambodscha zu kommen (Angkor Wat stand noch auf meiner Must-see-Liste) und wir beide Lust hatten, gemeinsam ein paar Tage am Strand abzuhängen, war Phuket einfach ein guter Schnittpunkt.
Ich hatte mich vorher schlau gemacht, welcher Strand denn für zwei Ruhesuchenden in Frage kam und hatte mich für Kamala Beach entschieden, nördlich des bekannten, weil megatouristischen Patong Beach (mit seinem berüchtigten Nachtleben) gelegen und laut einschlägiger Webseiten wohl eine gute Wahl. Und tatsächlich konnte man es dort gut aushalten, auch weil unser kleines, familiäres Hotel einen ca. zehnminütigen Fußmarsch vom eigentlichen Strand entfernt lag.
Thomas traf ich am Flughafen, nachdem ich mit dem local Airport Bus buchstäblich über die ganze Insel gegondelt war. Jo, die war wirklich groß und besaß wenig Inselcharakter. In mancher Hinsicht erinnerte sie mich an Gran Canaria, es gab auch einen IKEA!
Er, ganz der Reiseprofi, fand nach einigem Hin und Her ein Taxi mit Taximeter, das uns für stattliche 610 Baht (~16,50 €) nach Kamala fuhr. Das ist in Thailand auf den Inseln echt nicht so einfach mit öffentlichen Verkehrsmitteln – hier gab es zwar Busse, aber beispielsweise nicht von Strand zu Strand. Um von Kamela in benachbarte Patong zu kommen, musste man beispielsweise mit dem Bus ganz nach Phuket Town, um dort einen Bus nach Patong zu nehmen. Die zahlreichen Taxis und TukTuks verdienen sich so natürlich eine goldene Nase an den Touristen.
Die Unterkunft erwies sich als ein Glücksgriff. Gut, der lange Weg zum Strand nervte mich irgendwann dann schon, aber das Hotel war sauber, die energische, aber sehr freundliche Wanna an der Rezeption hatte ihre Leute und den Laden gut im Griff und in direkter Umgebung gab es einige echte Thai-Restaurants, die zwar nach nix aussehen, aber sehr gutes, authentisches und ausgesprochen günstiges Essen boten. So hatten wir gleich am ersten Abend die Qual der Wahl – wo essen wir denn? Eine Frage, die uns auch in den nächsten Tagen immer wieder beschäftigte. “Nummer 1, halbe Portion oder Duck?“, so unser interner „Schnack“ für die diversen Optionen.
Der Strand war Gott sei Dank sehr groß und relativ lang, denn einsam war man hier nicht … viele, viele Menschen, viele, viele Sonnenliegen und mindestens genauso viele Schirme (alles natürlich gegen die entsprechenden Baht) tummelten sich hier täglich. Es ist halt die Touriinsel No. 1. Aber wir fanden ein Eckchen ganz hinten, wo der Trubel nicht so prägnant war. War zwar noch mehr Gelatsche, doch so am Wasser entlang durch den Sand machte mir das sehr viel weniger aus. Tja, und das Plätzchen wurde in der Zeit auf Phuket zum bevorzugten Aufenthaltsort. Schon bald zum gewohnten Bild gehörten die täglich erscheinenden, asiatischen Hochzeitspaare samt Fotografencrew, die – gerne im Sonnenuntergang – sich in sämtlichen möglichen und unmöglichen Posituren ablichten ließen, untermalt von den gebrüllten Anweisungen des Fotografen. Am ersten Abend hat mich das stark irritiert, nach ein paar Tagen gehörte es zu unserem Stranderlebnis dazu, dass sich eine Braut samt Kleid ins Wasser warf oder malerisch vor ihrem Anzugsbräutigam weglief. 😀
Wenn es nicht in Strömen regnete… wie wenige Tage kurz nach unserer Ankunft. Da kamen mal wieder die Wassermassen deluxe runter (siehe Kuala Lumpur) und ich war schon kurz davor, wieder zu packen und ganz woanders hinzufahren, zumal die Wetter-Apps ganz ähnliches Wetter für die nächsten Tage ankündigten. Zum Glück bekam ich den Popo nicht ganz hochgehievt, denn natürlich (und wie auch eigentlich in der Vergangenheit schon öfters beobachtet) irrten den Wetter-Apps und abgesehen von einem kurzen abendlichen Schauer herrschte auch weiterhin Sommer, Sonne, Sonnenschein und man konnte wieder wunderbar darüber schimpfen, dass man zu sehr schwitzte.
Perfektes Wetter also für einer weitere Rollerfahrt. Jaja, Koh Lanta hatte mich definitiv auf den Geschmack gebracht und einen perfekteren Chauffeur als Thomas bekam ich wohl so schnell nicht wieder – der hatte für alles mit Rädern und einem Motor den passenden Schein in der Tasche. Da fiel ihm auch kein Gegenargument mehr ein, also Sachen gepackt und los ….!
Ja, fast. Denn als ich noch eben Geld mithilfe meines iPads vom Konto auf die Kreditkarte schieben wollte, um später am Automaten abheben zu können, stürzte das Teil spektakulär ab und war auch mit gut Zurreden und allen magischen IT-Tricks („Have you tried turning it off and on again?“) nicht wieder zum Leben zu erwecken. Stattdessen weiße Schrift auf schwarzem Boot-Screen.
Oh. Mein. Gott. Katastrophe.
Ich machte wirklich ALLES mit dem iPad. Unterkünfte recherchieren, im Internet über das nächste Ziel lesen, Transportmittel buchen, gute Restaurants finden, abgesehen von WhatsApp so ziemlich jegliche Kommunikation, mich mit maps.me in fremden Orten zurechtfinden (ganz wichtig!), auf langen Busfahrten Offline-Videos von Netflix oder YouTube gucken und nicht zuletzt den Blog schreiben und Online-Banking.
Entsprechend war das „P“ in meinem Kopf erstmal groß – wie sollte es ohne iPad weitergehen? Jetzt rächte es sich, dass ich so lange das alte iPhone 4 noch hochgehalten hatte. 80% der Aufgaben des iPads ließen sich mit dem alten Ding nicht machen, da die Apps mit dem iOs 7 nicht kompatibel waren, so auch die Banking-Apps.
Was tun? Thomas, die Stimme der Vernunft, schlug vor, doch erstmal den bereits bezahlten Roller zu nehmen, den Ausflug wie geplant zu machen und dann vielleicht zu einem Apple-Laden zu fahren, der sagen konnte, ob an dem Teil noch was zu retten war. Wenn ja, um so besser. Wenn nicht, dann musste Plan B her. Okay, klang durchaus sinnvoll, auch wenn mich das Ganze echt mitgenommen hatte und ich auf dem Roller eine Weile brauchte, um mich wohlzufühlen. Aber die herrliche Landschaft, die tollen Ausblicke auf den Küstenabschnitten und der bei dem Wetter angenehme Fahrtwind brachten mich tatsächlich auf andere Gedanken. Nach Stopps an ein – zwei Stränden war am Karon Viewpoint (ich glaube, dass der das war ;)) Zeit für Fotos… nur ich hatte vergessen, meinen Akku zu laden. Ja, nicht mein Tag!
Die Möglichkeit, für 200 Baht sich mit einem Adler vor der Aussicht ablichten zu lassen, ließen wir uns einfach mal gepflegt entgehen und düsten direkt weiter zum Promthrep Cape, dem südlichsten Punkt von Phuket. Erneut gab’s richtige schöne Ausblicke auf die kleinen, vorgelagerten Inseln, das offene Meer in Richtung Süden (wo nach Koh Racha nicht mehr viel kommt), ein für europäische Augen etwas ungewöhnlicher Leuchtturm, gebaut im Jahr 1996, und die krasseste Ansammlung von Elefantenskulpturen, die mir bisher in Thailand untergekommen war. Der Hintergrund blieb – mal wieder – unklar, aber offenbar haben gläubige Buddhisten auch eigene Figuren und Figürchen hier abgestellt.
Danach wanderten die Gedanken wieder unweigerlich zum iPad-Problem, also checkten wir die Route zum „Central Festival“-Einkaufszentrum (dort war wohl ein Apple-Händler) auf Thomas‘ Handy und rollerten los – mitten auf die Hauptverkehrsschlagader von Phuket… Uff, das war nicht angenehm. Dicker Verkehr, dicke Abgase und wir mittendrin bzw. auch mal öfters flott links auf dem Seitenstreifen vorbei an allem. Thomas fuhr supersicher, aber ich hatte trotzdem die Bux voll und war wirklich heilfroh, als wir am Central Festival ankamen.
Das Gespräch im Central Festival bei dem Apple-Händler ergab schnell: Die konnten nichts für uns tun, da sie die Geräte zu Apple einschicken und das geht 1) nur für thailändische Garantiefälle und 2) nicht mit meinem ncht-mehr-originalen Display. Der inoffizielle Glasthekenrepateur draußen kam nach Prüfung des iPads zur gleichen Diagnose wie der Händler: Defektes Mainboard. Reparatur wäre möglich, dauerte 2 Tage, kostete 5500 Baht (ca. 150 EUR). …das war mir aber so gar nicht sympathisch, da mein Vertrauen in eine Reparatur unter diesen Umständen gleich Null war. Zudem hatte ich für das neue Gerät dank spezieller Umstände überhaupt nur 170 EUR bezahlt…
Auftritt Plan B: Eine Neuanschaffung. Mit dem Gedanken musste ich mich aber erst anfreunden. Aber 1) waren wir dafür am richtigen Ort und 2) was für ein Glück, den Thomas dabei zu haben, der zwar vielleicht etwas zu anti-Apple war ;), sich aber sonst als perfekter Berater für ein neues Spielzeug erwies. Man muss dazu sagen, dass Elektronik in Thailand nicht wesentlich günstiger ist als bei uns. Direkt zuschlagen konnten wir mangels Zahlungsmittel sowieso nicht und so konnte ich nach einem leckeren Dinner beim Inder in der Touristreet nochmal eine Nacht drüber schlafen, welchen Weg ich denn nun gehen wollte.
Am nächsten Morgen stand tatsächlich eine Entscheidung, und zwar die, nach zwölf Jahren Apple, nun vom Obstladen weg und hin zu Android als Betriebssystem zu wechseln. Die regulären Preise für den Apfel sind einfach nicht tragbar… Also schwangen wir uns erneut aufs Moped (24 Stunden Miete sei Dank) und ich erwarb das Huawei Mediapad M3, ein wirklich schickes Teil, das mein bisheriges iPad mini nicht nur ersetzte, sondern technisch locker in die Tasche steckte. Natürlich testeten wir das neue Teil erstmal auf Herz und Nieren, bevor es mit nach Hause durfte. Die freundliche Mitarbeiterin brachte auch äußerst professionell für mich die mitgelieferte Displayschutzfolie an. Nur mit der Schutzhülle, die gratis mit dabei war, haderte ich etwas – die war *ähäm* eher so kackbraun. Naja, geschenkter Gaul und kann man ja immer noch ersetzen.
Puh, dieses war der erster Step. Blieb nur noch der Zugriff aufs Online-Banking. Um auf dem neuen Gerät pushTAN erhalten zu können, musste ich bei DKB einen neuen Code anfordern. Den schickten sie aber ausschließlich per Post und ausschließlich an die bereits hinterlegte Adresse. Na super. Somit fiel die naheliegende Hilfe von den Eltern aus. Aber glücklicherweise (ich finde, ich hatte doch ganz doll viel Glück im Unglück *couldbeworse*) hatte Monika, eine gute Freundin, die bei mir um die Ecke wohnte, meinen Ersatzschlüssel und so konnte ich sie bitten, die Briefe zu öffnen und mir den Code zukommen zu lassen. Das dauerte natürlich auch nochmal ein paar Tage (danke, Deutsche Post), aber letztendlich hatte ich den kompletten Zugriff und konnte die Moneten wieder hin- und herschubsen, wie ich wollte. ER – LEICH – TE – RUNG!
Konnten wir uns wieder den schönen Dingen zuwenden, zum Beispiel dem Strandleben und dem Schwimmen. Total cool fand ich, dass Thomas eine kompakte Panasonic Lumix-Kamera hatte, die tatsächlich bis 8 Meter wasserdicht ist. Da hamma natürlich ordentlich Unterwasser-Paparazzi gespielt, was richtig viel Spaß gemacht hat. Leider war aber am Kamala Beach außer uns nicht viel Lebendiges im Wasser vor die Linse zu kriegen – wenn man sich nicht der Motivserie „Korpulente Pauschaltouristen in freier Wildbahn“ verschreiben wollte. Macht aber nichts, machen wir halt bubblige Aqua-Gymnastik.
Aber „immer nur Strand“ ist auf Dauer doch auch ein bisschen eintönig und so sind wir an einem Tag mal spontan in die andere Richtung gegangen. Ha, direkt Pfad in den Dschungel entdeckt und den einfach mal soweit entlang gegangen, bis es einfach nicht mehr weiter ging. In der Hitze war das natürlich nicht unanstrengend… Auf dem Weg ein kleiner, künstlich angelegter Wasserfall, jede Menge Bananenstauden, reichlich große und kleine Bäume, ein echte Eremitenhütte (nagut, ein Einsiedler mit Moped und Handy), eine Fischfarm und eine handtellergroße Spinne mitten in ihrem Netz.
Soviel für diesmal vom Lotterleben auf Phuket. Stay tuned für Teil 2 – in dem weitere Verluste zu beklagen sein werden…
Song der Stunde: Robbie Williams – Lazy days (hab ich den auch nochmal untergebracht bekommen ;))