Schming und weg

Georgetown, my love! ❤️

Nach meinem aktuellen Gefühl klappt das mit dem „langsam reisen“ irgendwie ja doch eher bedingt – jetzt steht der erste Blogpost zu meinen Tagen in Georgetown / Penang an und ich bin schon wieder drei Ziele und ein Land weiter. Es geht verdammt fix und gerade, wenn mir ein Ort so gut gefallen hat wie Georgetown, frage ich mich im Nachhinein schon, ob ich nicht noch hätte bleiben sollen. Andererseits – Reisen ist Bewegung und das Meer rief.

Die Anreise nach Georgetown verlief sehr angenehm und unkompliziert. Von KL Sentral fuhr ich mit dem modernsten Zug bis runter nach Butterworth und war mal wieder überrascht über die exzellente Organisation. Das reinste Vergnügen, in diesem Land mit der Eisenbahn zu fahren, super sauber, schnell, pünktlich, angenehme Sitze, es gab Snacks und sie zeigten sogar zwei Filme während der Fahrt (u.a. „Der Marsianer“ mit Matt Damon). Nur die Temperatur war wieder für Eisbären. Aber mit Fleecejacke und Sarong ging es ganz gut und ich konnte den verpassten Nachtschlaf nachholen. In Butterworth musste ich dann auch die Fähre rüber zur Insel nehmen, auch kein Problem, alles gut ausgeschildert, 1,20 RM und weit war es auch nicht (ca. 15 Minuten). Da war es also endlich, das langersehnte Meer! …und es war total bedeckt und diesig… Manno. 🙁

Auf der Fähre von Butterworth nach Georgetown

In Georgetown hatte ich vorab ein Dormbett in einem Guesthouse mit sehr guten Bewertungen gebucht. Das lag auf der anderen Seite der Altstadt und der überaus sympathische Besitzer Balan erwartete mich schon sehnsüchtig, da er noch zum Fußballspielen wollte. Mein erster Eindruck vom 28 Bahari war … oje. Es wirkte irgendwie heruntergekommen und chaotisch, ich war nicht sicher, ob das die richtige Unterkunft für mich war. Hmmh! Was aber ziemlich schnell deutlich wurde, die Atmosphäre war familiär. Balans Kinder sprangen durchs Guesthouse, ich traf den wirklich interessanten Londoner Chris (der seit einigen Jahren sechs Monate im Jahr arbeitet und sechs Monate reist) und Balans Frau stellte uns einfach ein Stück Schokokuchen hin. Nach meinem Walk durch die (Alt-) Stadt und einem Dinner bei einem komplett vegetarischen Inder 👍🏻 lernte ich Steffi, eine meiner Zimmergenossinnen im 4-Bett-Ladies Dorm kennen, die aus dem Spreewald kommt, in der Schweiz lebt und seit Ende Dezember reist. Und das war wohl der Punkt, an dem Georgetown zu einem für mich außergewöhnlichen Reiseziel wurde, denn wir verstanden uns auf Aufhieb sehr gut.

Die Bedenken bezüglich des Guesthouses verschwanden schneller als sie gekommen waren. Am nächsten Morgen zog noch die lustige Vietnamesin An in unseren Dorm und Balan nahm uns drei Mädels mit zum Frühstück um die Ecke. Auf seine Empfehlung hin bekamen wir ein echtes malaiisches Frühstück: Frisches, getoastetes, gebuttertes Weißbrot, serviert mit Zucker und dazu ein Glas mit einem halbgekochten Ei – sozusagen Do-it-Yourself-French Toast. Aber es schmeckte tatsächlich richtig gut! Und ich konnte es kaum glauben, unser Guesthouse Besitzer lud uns auch noch ein. Wie nett war das denn? Jede Menge Tipps, was wir alles in Georgetown so anstellen konnten inklusive Gratis-Map gab es auch noch. Ich fühlte mich sauwohl

Balans Frühstücksempfehlung

Allerdings stellte ich mich zu dämlich an, den Gratis-Bus (den es auch hier gab!) zu finden bzw. war ich möglicherweise auch einfach nicht geduldig genug an der Haltestelle. Naja, zwei gesunde Füße tun’s ja auch, also losgelaufen. Diese Methode hat sich , um eine grobe Orientierung in einer neuen Stadt zu bekommen einfach bewährt. Und man entdeckt so einiges. So lief ich – teils aus Neugier, aber auch auf der Suche nach einer Toilette – in eine modernes Gebäude namens „The Top“ rein, wo man neben einem virtuellen Aquarium und jeder Menge anderer Entertainment-Sachen auch aufs Observation Deck zum Aussicht gucken konnte, aber das war mir alles nix und nach Balans Tipps hatte ich mir schon den Penang Hill samt Seilbahn vorgenommen. Ein erneutes Manko in Georgetown, wie im Großteil der mir bis jetzt begegneten asiatischen Großstädte: Sie sin NULL Fußgängerfreundlich. Bürgersteige? Fehlanzeige. Ab und zu gibt es mal Ampeln für das Fußvolk, aber grün werden die auch nicht immer… Da stand ich wieder wie ein verschrecktes Reh am Straßenrand und versuchte, eine Lücke in dem vierspurigen Verkehr zu finden. Neben mir hielt ein Rollerfahrer, grinste mir fröhlich an und rief „Just walk! They’ll stop, don’t worry.“ Äh… Echt jetzt? Aber das funktionierte tatsächlich. Und ab diesem Zeitpunkt schritt ich etwas forscher durch die Roller-, Auto- und TukTuk-Massen.

Blick vom Ende des Jettys zurück

Am Wasser angekommen schaute ich mir die Clan Jetties an, von Chinesen bewohnte Hütten, die auf Stegen bis ins Wasser gebaut sind und fand auf dem Rückweg einige der StreetArt, für die Georgetown so bekannt ist. Tatsächlich sind die bekannteren auch gar nicht schwer zu entdecken, immer den chinesischen Touris nach! Das Schöne ist, dass man bei manchen Kunstwerken ein Teil des Ganzen werden kann, weil da beispielsweise zwei Kinder auf einem Fahrrad dargestellt sind und das Fahrrad real ist, sodass man sich dazusetzen kann. Für Fotos natürlich ein Knaller.

StreetArt – Kleine Diebe

StreetArt – Katzenrevolte

StreetArt – Melting love

Coolerweise hatte Steffi spontan Lust, mit zu Penang Hill zu kommen, sodass wir so gegen 16:30 Uhr in den passenden local Bus sprangen und für ein Appel un‘ n‘ Ei (lies: 2,20 RM) zur Talstation der Bergbahn führen. hier mussten wir allerdings entgegen der Infos von Balan die vollen 30 RM blechen, es gab wohl doch keinen Rabatt nach 18 Uhr. Egal, jetzt war en wir schon mal da, also ging es auch rauf auf den Hügel. Und mit einer recht steilen Bergbahn, die bei mir starke Erinnerungen an die Fløybanen in Bergen weckte. Die Aussicht oben war zwar wegen Diesigkeit (ist das ein Wort?) und leichte Bewölkung nicht perfekt, aber dennoch eindrucksvoll. Nicht erwartet hätte ich, dass auch hier oben die Entertainment-Masche wieder gnadenlos zuschlug. So gab es neben einer überteuerten Bar mir Live-Musik ein Eulenmuseum, einen Love Walk, wo man seine – natürlich teuer erworbenen – Plastikherzen beschriften und hinhängen konnte, personalisierte Drohnenfotos und einen Erdbebensimulator. Und noch so einiges anderes, was ich wieder verdrängt habe, da wir natürlich nix davon genutzt haben. Hey, die Aussicht war doch der Star! Und die wurde mit fortschreitender Uhrzeit immer eindrucksvoller, weil Sonne runter und so. Zeit, um mal wieder viel zu viele Fotos zu machen. Und als dann die Sonne ganz Adieu gesagt hatte und sich unter uns das Lichtermeer von Georgetown ausbreitete, ging die Knipserei nochmal von vorne los. War aber auch echt ein wunderschöner Anblick. …weniger wunderschön war dann der Anblick der Schlange, die auf die Bahn nach unten warteten… Das dauerte natürlich. Immerhin konnte ich dann einen Platz im vordersten Wagen ergattern, von dem aus ein paar Handyvideos von der Fahrt möglich waren.

Fahrt auf den Penang Hill

Ich freue mich an der Aussicht

Steffi und ich am Love walk

Flower Power Girls

Optimistisch stellten wir uns unten genau an die Stelle, an der wir ausgestiegen waren, allerdings ohne auch nur die geringste Ahnung zu haben, ob und wann da noch ein Bus fahren würde. Und warteten. Und warteten. Hmmh! Da kam doch ein Bus! Mist, falsche Nummer, der fuhr nicht nach Georgetown. „You have to take bus 203!“ sagte der Fahrer. Ja, wissen wir, aber wo zum Geier…? „Stuck in traffic.“ Achso. Da schnackte uns ein Mädel von der Seite an, deren Geduldsfaden offenbar um einiges kürzer als unserer war. Ob wir eine local SIM hätten, sie hätte sich ja schon längst eine besorgen sollen für solche Situationen. Wir hatten auch keine, aber ein Pärchen neben uns, sodass das Mädel per Hotspot kurz online gehen konnte. Und sie rief uns mal eben ein Auto per Uber. Genial. Da der Verkehr, wie wir später merkten, echt eine Katastrophe war (wegen Feierlichkeiten zum chinesischen Neujahr waren Teile der Innenstadt gesperrt), bräuchte der Wagen auch länger, aber so kamen wir einerseits für 10 RM pro Nase bequem und schneller zurück, hatten einen extrem netten Malaien als Fahrer und lernten so auch noch die äußerst quirlige Karolina aus Polen kennen (die exzellent Englisch spricht). Die kam spontan mit zum Inder – Steffi und ich waren buchstäblich dem Hungertod nah – und danach gingen wir noch auf der Chuliah Street Cocktails trinken. Hier stellte ich fest, dass Jenga in asiatischen Backpacker-Bars offenbar ein Renner ist, allerdings nicht nur das übliche Stein rausziehen und obendrauf legen (was ab Cocktail 2 auch schon eine echte Herausforderung sein kann), sondern mit kleinen, „netten“ Zusatzaufgaben auf den Steinen. Ich hatte Glück und musste nur den bareigenen Husky knutschen. Was für ein lustiger Abend!

Ich kann verraten: Karolina (hoch konzentriert) brachte den Turm nicht zum Einstürzen

Nach diesem aktiven Tag war irgendwie klar, dass am nächsten Tag kein großes Programm anstehen konnte. Stattdessen ausschlafen (ich schlief verflixt gut in unserem Dorm; war sehr ruhig, kühl und das Bett wie eine Höhle) und ein Spätstück mit An im „Mugshot“, eine weitere Empfehlung von Balan. Hier gab es aber eher westliche Kost, zum Beispiel Bagels und verschieden Joghurts. Supernetter Laden mit diversen Kunstdingen, die ganz offensichtlich von der StreetArt in der Stadt inspiriert wurden. Besonders gelungen fanden wir alle drei die Möglichkeit, seinen eigenen Mugshot (=Verbrecherfoto) zu machen – hamma natürlich auch gemacht, klar! Danach haben wir ein paar Besorgungen gemacht (hätte nicht gedacht, dass ich mal dabei helfen würde, in Malaysia eine Schneekugel aufzutreiben) und Steffi wollte auch nochmal die berühmte StreetArt sehen. Perfekt, um mich auch nochmal in das eine oder andere Bild zu begeben.

Verbunden wird Georgetown für mich immer auch mit GROSS-ARTI-GEM Essen bleiben. Die Stadt ist dank der vielen dort ansässigen Bevölkerungsgruppen ein kulinarisches Eldorado. mag sein, dass das auch Kl auch zutrifft, aber Georgetown war „beherrschbarer“ 😊 Jedenfalls lässt es sich dort hervorragend indisch essen, und wer mich kennt, weiß…. Yummy! Trotz des dumpfen Gefühls, ich müsste mich auch mal näher mit der malaiischen Küche beschäftigen, gab es jeden Abend dieselbe Antwort, wenn Steffi fragte, wo ich denn essen wollte… Zum Glück mochte sie indisch mindestens genauso gern! So kam ich im „Woodlands“ zu einem gigantischen Bhatura mit superleckerer Kicherebsensosse. Schmeckte fast besser als das eigentliche Hauptgericht! Neben uns saß ein älteres, indisches Paar und Steffi und ich nahmen beide unabhängig voneinander wahr, dass die Frau darauf reagierte, dass wir zum Essen die linke Hand benutzten (in Indien verpönt). Und wir versuchten beide – erfolglos – das zu ändern 😄

Am Sonntag war aber kein Halten mehr – wir waren auf einer Insel, also wollte ich auch an den Strand. Auch dafür hatte unser Balan wieder einen prima Tipp: Batu Ferringi im Norden von Penang, mit dem lokalen Bus erreichbar. Hier relaxten wir schon am Strand, schwammen jeder eine Runde und könnten auch einige vorwitzige Affen beobachten. Für Aufregung sorgte eine ziemlich große Echse, die auch ein bisschen Badespaß abbekommen wollte. ratzfatz war das Wasser leer und alle starrten auf das Vieh… Ein Malaie mit Jetski versuchte, es zu fangen. So richtig von Erfolg gekrönt war das aber irgendwie nicht.

Steffi, Ramona und ich auf dem Weg zur Fähre nach Langkawi

Goodbye, Balan – so ein netter Mensch!

Wehmut machte sich breit, als ich mich schließlich entschied, dass es Zeit war, weiterzuziehen und noch mehr Strand und Meer zu suchen. Es fügte sich äußerst glücklich, dass Steffi ebenfalls nach Langkawi wollte und wir so eine Weile gemeinsam unterwegs sein würden. Das linderte den Abschiedsschmerz von Georgetown erheblich. Aber Reisen bedeutete eben Bewegung und nicht an einem Ort bleiben. Sagt Balan.

Song der Stunde: Rusted Root – Send you on your way

3 Kommentare zu “Georgetown, my love! ❤️

  1. Vigdis

    Danke für den schönen Bericht über George Town . Einfach toll! Ich reise und „esse“ mit. Gibt es ein Rezept für die Kichererbsensosse? Nun, liebe Tochter, reise mit Vorsicht und Fröhlichkeit weiter und passe gut auf dich auf.

  2. Linda

    Toll, dass Du so fleißig (und unterhaltsam !) schreibst, Kristin! Ich lese immer super gerne mit! 🙂 Viel Spaß beim Weiterreisen!!

  3. Steffi

    Hey meine liebste Kristin!

    Wow!!! was für tolle Worte hast du gefunden für Goergetown und unserer Zeit! Ich habe es mit voller Freude und großem Lachen gelesen. Es ist wunderbar geschrieben und ich bin sehr stolz dabei zu gehören. Es war eine tolle Zeit und bin gespannt was du schreibst über Langkawi 😉 .
    Ich bin so dankbar DICH kennengelernt zu haben meine Liebste ♡ !!!
    Vermiss dich sehr…. Umarme Dich fest…
    Steffi

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