Schming und weg

Von Wasserfällen, Seilbahnen und Mangroven (Langkawi Teil 2)

Eine Anekdote muss ich vom ersten Teil der Woche noch nachliefern, weil sie so … typisch! war:
Ich glaube, es war der erste Abend in der RainbowLodge, in unserem kleinen Bungalow. Ich saß auf dem Bett und war dabei, mal wieder Fotos zu sichern (ich lade sie möglichst regelmäßig bei GoogleDrive hoch), als ich es aus den Augenwinkel etwas bemerkte. Steffi kam aus dem Bad. Ich „Wir haben ein Problem. Ungefähr vier Zentimeter und dunkelbraun.“ Steffi: „Was?“ – „Da ist eine Kakerlake unter unserem Bett…“ Für mich war das jetzt kein Zeichen, das die Unterkunft irgendwie mies war, das konnte in Asien überall passieren. Nur… Im Zimmer haben, während wir schliefen, das wollte nun auch keiner von uns. Was tut die emanzipierte Frau von heute? Klar, sie holt sich einen Kerl zur Hilfe Auftritt Martin, Slowake und mit ausgefahrenem Auge in Richtung Steffi. Der räumte erstmal das ganze Bett von der Wand und erlegte das Mistvieh dann todesmutig mit seinem Schlappen. Dafür war aber mehr Aufwand vonnöten „It is still moving! Hard to kill those buggers!“ Unsere ewige Dankbarkeit war ihm sicher, ebenso wie uns unser Nachtschlaf. Aber zu unserer Ehrenrettung: Die nächste Kakerlake habe ich dann eigenhändig übern Jordan geschickt.

Nach dem äußerst aktiven Mittwoch (siehe vorherigen Eintrag) waren Steffi und ich uns einig, dass der Donnerstag gerne ein bisschen gechillter verlaufen durfte. Das bedeutete einen ruhigen Start in den Tag, ein paar Besorgungen machen, ein Eis essen und auch Zeit, um das einen oder andere online zu erledigen. Irgendwas liegt da ja immer an, sei es bloggen, Fotos von der Kamera holen oder sichern, die nächsten Reiseziele recherchieren, Nachrichten beantworten, Bewertungen zu Unterkünften lesen, den Instagram-Account pflegen und und und.

Eis essen!

Abends ging es dann zum Nachtmarkt, der auf Langkawi an jedem Wochentag an einem anderen Ort stattfand. Nach den tollen Märkten in Chiang Mai und Laos hatte ich hohe Erwartungen. Zu hohe, wie sich herausstellte, denn in Sachen Handarbeiten, Kleidung und lokalem Kunsthandwerk war auf diesem Markt gar nichts geboten. Dafür lockten die Essensstände mit unglaublich niedrigen Preisen und verleiteten uns zu dem einen oder anderen Testkauf. Meine Spring Rolls waren da noch ganz lecker – wenn man die viel zu süße Soße wegließ, wohingegen Steffi mit ihrem Krabbenstick nicht glücklich wurde. Besser lief es bei den Nachspeisen – 5 kleine Pfannkuchen in verschiedenen Geschmackssorten für 1 RM! Yummy! Als Snack für zu Hause nahmen wir uns noch jeder Nasi Lemak mit, Reis mit Chili, eingepackt in ein Bananenblatt.

Aber Kollege Zufall schlug wieder heftig zu auf dem Markt. Zuerst liefen wir unserer Reisegefährtin Ramona über den Weg, die mit einer anderen Italienerin unterwegs war und die wir seit der gemeinsamen Anreise nicht wieder getroffen hatten. Und dann sagte Steffi „Guck, da ist Karolina.“ Bitte? Die nette Polin hatte sich nach unserem aktuellen Kenntnisstand noch nicht von Georgetown trennen können – und stand nun plötzlich mit Travel Buddy Heike auf dem Nachtmarkt von Langkawi! Das gab natürlich ein großes „Hallo“!

Und ab ging’s in die nächste Bar für Drinks und zum Quatschen. Und es passte alles ganz wunderbar zusammen! Steffi und ich hatte uns nämlich erkundigt, wie wir am besten die berühmte Seilbahn in Kombi mit dem Seven Wells Waterfall abfrühstücken konnten – private driver für 4 Stunden war die Antwort. Zu zweit natürlich ein bisschen kostspieliger, aber hier war nun die Antwort auf unsere Gebete: Karolina und Heike hatten sofort Lust, sich uns anzuschließen, was bedeutete, dass für den Fahrer nur noch 40 RM pro Nase fällig wurden (plus Eintritt für die Seilbahn).

Und so ging es am nächsten Tag in einem schicken, cremefarbenen Wagen gegen 16 Uhr los – fühlte mich ein bisschen wie Paris Hilton! Unser sehr netter Fahrer, bei dem wir das Ganze auch gebucht hatten, riet uns, zuerst bei der Seilbahn schon mal die Tickets zu kaufen und dann nach dem Wasserfall zum Sonnenuntergang hochzufahren. Klar, dass wir das dann auch so machten. Auf dem Parkplatz vor dem Wasserfall setzte er uns dann ab und wir stapften das Stück zu Fuß hinauf. An den Kuang Si Wasserfall in Laos kam dieser zwar nicht ran, aber dafür klappte das mit dem darin baden viel besser – konnte ich also auch von meiner Bucketliste streichen. Heike und ich kletterten sogar ein Stück den Wasserfall hoch und genossen von oben den Blick über die Badenden. Einige halbstarke Jungs veranstalteten eine Art Sprungwettbewerb, wobei sie sich eifrig mit ihren GoPros filmten, aber für uns Mädels war das nix … so ganz genau sehen, wo da unter Wasser vielleicht ein Felsen war, konnte ich jedenfalls nicht.

Pünktlich zum verabredeten Zeitpunkt stiegen wir wieder in unser wartendes Auto und los ging es zu einer von Langkawis Hauptattraktionen, der Seilbahn auf den Mount Mat Cincang (ca. 687 m). Nichts für Leute mit Höhenangst, stellte Karolina in unserer rundum verglasten Gondel auf dem steilen Weg nach oben fest, da es auch noch recht windig war und die Gondel hin und her schwankte. Aber sie hielt sich sehr tapfer auf der ca. 15 minütigen Fahrt, bi der wir schon eine Idee von der Aussicht bekamen, die uns auf dem Gipfel erwartete. Oben war es recht frisch und angenehmerweise nicht so voll (kein Vergleich zum Penang Hill einige Tage zuvor). Während wir darauf warteten, dass die Sonne auch heute wieder untergehen würde, sorgte ein Gruppe Asiaten für unerwartete Unterhaltung, indem sie Lou Begas „Mambo No. 1“ anwarfen (!) und eine eigene Choreographie aufs Parkett legten! Da haben wir alle natürlich nicht schlecht gestaunt.
Je tiefer die Sonne sank, je stärker nahm das Kameraklicken zu. Ich muss sagen, ich war mit meiner Canon PowerShot wieder sehr zufrieden, da sind einige schöne Bilder rausgekommen, auch dank der Möglichkeit, den Blitz manuell zuzuschalten.

Mit der Seilbahn geht’s nach oben

Steffi, Karoline & Heike in der Gondel und unter uns die Aussicht

„A little bit of Monica …“ Chinesen und der Mambo No. 5

Langkawi liegt unter uns

Und die Sonne geht gerade unter ♥

Glückliche Schming im Sonnenuntergang

Wir 4 Mädels hoch über Langkawi (Karolina, ich, Steffi und Heike)

Die Sonne war tatsächlich noch gar nicht komplett untergegangen und der Vollmond trat am noch hellen Himmel nicht so richtig raus, da scheuchten die Angestellten uns noch auf dem Gipfel befindlichen in Richtung Seilbahnstation, wo wir uns in einem Waggon mit einem sehr netten malaiischen Ehepaar wiederfanden und den Rest des Sonnenuntergangs von dort beobachten konnten. Karolina hatte auf dem Weg nach unten glücklicherweise weniger Probleme mit der Höhenangst, auch weil der Wind nachgelassen hatte. Den Tag ausklingen ließen wir in einem der zahlreichen lokalen Restaurants – von dem ich allerdings unangenehm schnell aufbrechen musste, da ich mit meinem Bruder zum Telefonieren verabredet war (und ich hatte ihn schon wegen unseres Ausfluges verschoben). Gemütlich in der Hängematte liegen und dabei ein kühles und günstiges, weil aus dem Duty-Free, Cider, während die Grillen zirpten und die Moskitos netterweise dank Spray einen großen Bogen um mich machten – so macht Telefonieren doch Spaß!

Am nächsten und gleichzeitig letzten Tag für Steffi und mich auf Langkawi – sie würde am nächsten Tag zu den Cameron Highlands reisen, ich nach Koh Lipe – wollten wir nochmal einen Ausflug machen und buchten dafür die Mangroven-Tour. Den anderen beiden Mädels war mehr nach Strand, aber abends wollten wir uns auf jeden Fall nochmal treffen. Steffi und ich wurden relativ pünktlich von einem recht klapprigen Wagen mit nicht-vorhandenen Stoßdämpfern abgeholt, dessen Fahrer allerdings bei den nächsten Hotels etwas planlos durch die Gegend kurvte und länger suchen musste, bevor er die entsprechenden Gäste fand.

Startpunkt für die Mangroven-Tour

Rausgelassen wurden wir an einem Strand im Nordosten der Insel, wo bereits eine größere Gruppe Teilnehmer wartete. Von dem Chef der Tour bekamen wir eine kurze und äußerst kurzweilige Einführung, wurden einmal aufgerufen und dann auf insgesamt vier Boote verteilt. Interessanterweise landeten die meisten hübschen Damen bei Chef selbst im Boot. Steffi und ich landeten mit sechs weiteren Gästen bei einem ziemlich jungschen Guide, der selber sagte, er würde noch lernen, aber von Minute eins uns total überzeugte, weil er es schaffte, uns auf der Tour auf eine unterhaltsame Art zu informieren und immer bei Laune zu halten. Wieder ging es mit dem Speedboot und in einem teils Affentempo übers Wasser, bis zum ersten Stopp, der Fischfarm. Hier zeigte uns ein leicht gelangweilter Teenager die Attraktionen, einen obskuren Krabbenfisch, den aggressiven Fischschwarm und Jonny, den Riesenmanta, der es liebte, gekrault zu werden. Jo, hat uns so mittelprächtig beeindruckt, würd ich mal sagen … Schöner war da schon die ruhige Fahrt durch die Mangrovenwälder, begleitet von den fachkundigen Erklärungen unseres Guides. Wir erfahren, dass diese besonderen Bäume in der Lage sind, Salzwasser zu absorbieren und so überhaupt so direkt in diesen Gewässern existieren können. Dank dieser Wälder waren die Schäden des Tsunamis von 2004 tatsächlich nicht so dramatisch wie auf den Inseln und auf dem Festland in Thailand (das so nah ist, dass unser Guide uns mehrfach ankündigte, wir würden mal eben rüberfahren und ob wir unsere Pässe dabei hätten; am Anfang gab es auch eine eindringliche Warnung, dass Handys ins thailändische Mobilfunknetz schalten und so Roaminggebühren produziert könnten).

„Here comes Johnny“

Unser Guide in seinem Element

Mangroven

Nicht so wohl wurde mir bei seinen Erzählungen zum Thema Schlangen… Wir sollten die Bäume nicht anfassen, es könnten Schlangen draufsitzen und je kleiner, desto giftiger, weil die jungen Schlangen gerne ihr ganzes Gift … *brrr* Tatsächlich bekamen wir den ganzen Tag keine Schlange zu sehen. Dafür aber andere Tiere – eine Horde schwimmender (!) Affen, die auf unsere Ankunft nur gewartet hatten und sich begeistert in die Wellen stürzten. Wow! Die Makaken hatten sich an ihre Umgebung angepasst, die ihnen nicht genug Nahrung bot und eben den Weg zu mehr Futter gefunden. Unter anderem führte der direkt zu uns aufs Boot, was zunächst zu etwas Unruhe an Bord führte (normalerweise lautete die Devise, die Affen lieber auf Abstand zu halten), aber unser Guide versicherte uns, dass diese hier nicht aggressiv wären. Nette Möglichkeit für Fotos! Wir bekamen noch ein paar Lebensweisheiten mit auf den Weg: “If the monkeys won’t touch it, don’t eat it.“

Affenmama und Affenbaby

„Kuckuck!“

Den nächsten Stopp kannten wir schon von Island Hopping, war hier aber dank des fachkundigen Guides eine viel tiefgehendere Erfahrung, die Fütterung der Adler. Hatte man uns da nur angefahren und das Futter an den Start gebracht, so bekamen wir hier zu hören, dass es auf Langkawi den Langkawi-Adler oder auch braunen Adler (das Wahrzeichen der Insel) und den Seeadler gibt, die sich beide in trauter Eintracht auf die Leckereien stürzten.Ich fragte unseren Guide nach dem ökologischen Gleichgewicht und ob denn die Vögel – im Gegensatz zu den schwimmenden Affen – nicht eigentlich in der Lage wären, sich selber ihr Futter zu besorgen. Er bestätigte, dass das ein Problem ist und dass zumindest seine Company sich bemüht, das Füttern möglichst knapp zu halten. Nun ja. Eindrucksvoll war es ja eben schon.
Nach einem etwas unnötigen, längeren Stopp, weil ereignislos, auf der Fischfarm “Hole in the wall“ fand die Bat Cave bei uns mehr Anklang. Mit Taschenlampen ging es auf einem schmalen in die zweigeteilte Höhle. Im vorderen Part waren vor allem Stalagmiten und Stalagtiten im Fokus, hinten klebten Tausende von Fledermäusen an der Decke oder schwirrten umher, natürlich auch mit dem Gewissen Lärm- und Dreckfaktor. Ein Highlight wieder unser junger Guide, der mit Spaß und Fachwissen glänzte und auch in der letzten Felsformation noch etwas mit uns entdeckte.

In der Fledermaushöhle

Der Ausflug endete praktisch auf der ersten Fischfarm, wo es für alle noch einen schönen Lunch gab (wiederum auch mit vegetarischer Option), mit Suppe, Getränken und frischem Obst zum Nachtisch. Jo, und dann wurden wir auch schon am Strand rausgelassen, was Steffi und ich noch fix für einen Sprung in die Wellen nutzten – schließlich hatten wir uns nicht umsonst morgens in unsere Badesachen geworfen, und bei mir mit meinem Pamela-Anderson-Gedächtnisbadeanzug war das auf der Tour schon eine schweißtreibende Angelegenheit gewesen… Jaa, so langsam dämmerte es mir auch, ein Bikini hatte sein unbestreitbaren Vorteile.
Zurück in der Lodge war Duschen und Chillen angesagt, bevor wir Heike im “Thirstday“, eine stylische Bar direkt am Strand, trafen. Karolina war noch in Mission Shopping unterwegs, wollte aber zum Sonnenuntergang da sein. Na, das klappte nicht so ganz, aber irgendwann waren wir alle beisammen und zogen um ins “India Palace“ (da ich tatsächlich drohte, wegen Hunger von Barhocker zu rutschen und nicht mehr aufzustehen), wo wir dann ordentlich tafelten und uns unterhielten. Zum letzten Abschluss luden wir dann noch in unsere grüne Hütte ein, die Heike am nächsten Tag sowieso übernehmen wollte und bei deren Anblick Karolina spontan auch beschloss, dort in die Nachbarhütte zu ziehen. Tja, genug von der Location, dem netten Nachbarn Will und dem großartigen Frühstück geschwärmt hatten wir ja allemal.

Ach ja, und wieder hieß es Abschied nehmen. An dem Abend von Karolina und Heike, die mir beide sehr ans Herz gewachsen sind, und am nächsten Morgen (um 07:00 Uhr in der Früh…) von meiner unglaublich fantastischen Reisepartnerin auf Zeit, Steffi.
Ich muss gestehen, ich habe ernsthaft darüber nachgedacht, vielleicht meine Pläne umzuwerfen und kurzerhand mit ihr wieder in den Süden Malaysias zu fahren. Aber ich dachte dann, es ist vielleicht besser, die Dinge so akzeptieren, wie sie sind und einfach dankbar für die schöne, lustige und wunderbare Zeit zu sein, die wir miteinander gehabt haben. Liebe Steffi, ich möchte dir für deine Fröhlichkeit, Herzlichkeit und Geduld mit mir wirklich sehr, sehr danken!
Wir werden uns wiedersehen, ich weiß es ganz sicher.

Nun ging es aber für mich zurück nach Thailand. Erster Stopp: Koh Lipe!

Song der Stunde: OneRepublic – Good life

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