Nach so viel Action war irgendwie klar, dass es etwas zahmer weitergehen würde. Das Leben ist ja schließlich kein Ponyhof oder Achterbahn oder … äh… Kurz gesagt mussten die beiden offenen Themen Dachzelt und Reserverad gelöst werden und zwar standepede! Hier kam erneut die wunderbare Seite “Gumtree“ ins Spiel, wo jeder Australier seinen überflüssigen Kram loswird. Etwas wie eBay Kleinanzeigen, nur, dass tatsächlich dies DIE zentrale Plattform für alle ist. So fand Thomas da tatsächlich ein passendes Angebot, auch wenn ihm die Felgen nicht ganz zusagten (weil Walter Alu hat und das war Stahl und das passte ja nicht … ähm, ja, klares Männerthema!).
Und da wir immer noch keine News zu dem bestellten Dachzelt hatten – ja, so viel zu “late this week“ – und ihn die Servicehotline nach zwanzig Minuten Warteschleife kommentarlos rausgeworfen hatte, spuckte Gumtree auf Nachfrage auch hier ein passendes (und logistisch erreichbares!) Angebot aus, was unsere To-Do’s ab Bribie Island klar auf den Punkt brachte:
- Reifen beim Verkäufer abholen
- Kaputten Ersatzreifen zum Schrotthändler bringen
- Dachzelt einsacken
- Dem 4WD Supacenter schön sagen, wo sie sich ihr Zelt hinstecken können (lies: den Kauf rückgängig machen und das Geld zurückbekommen) & Abschleppseil kaufen
Viel Programm und viel Fahrerei für einen Sonntag, zumal wir ja erneut eine gute Stunde damit verbrachten, Walters Reifen wieder normal straßentauglich zu machen … ein Königreich für einen leistungsstärkeren Kompressor! Aber Geduld und Spucke, irgendwann war auch das geschafft.
Und – dingdong, Planänderung – SMS vom Supacenter, “Your order can now be picked up“ … ach, schön, dass ihr euch meldet! Simma mal nicht so, nehmen wir doch euer Roof Top Tent. Allerdings war die Strecke vom Reserverad-Verkäufer bis zum Supacenter, wo das Zelt war, zu weit, um es innerhalb der Sonntagsöffnungszeiten noch zu schaffen. (Den Kauf rückgängig machen hätte man ja in jedem x-beliebigen) Also, morgen dann Zelt. Es nimmt kein Ende.
Der Mensch mit dem Reserverad (übrigens brandneu und unbenutzt) war wieder so ein extrem freundlicher, vor Tipps übersprudelnder Australier, der uns zudem ohne mit der Wimper zu zucken auch noch das Schrottrad abnahm: “The dumpster is coming tomorrow anyway, mate!“ Kein schlechter Deal für 50 Australische Dolleros! Neues Rad angeschraubt und weiter im Text. …
Ich suchte uns dann mithilfe der App WikiCamp (essentiell fürs Campen in Australien) einen bezahlbaren Platz in der Nähe des 4WD Supacenters, bei dem wir am nächsten Morgen das Zelt abholen wollten. Und so landeten wir bei Tony im Mt Nimmel Camping Ground, irgendwo in der Nähe des Springbrook Nationalparks und nicht weit von der Gold Coast. Tja, das war ja schon fast bekanntes Terrain… Tony war der äußerst fröhliche Caretaker auf diesem – eher nüchtern-praktisch wirkenden Platz, der jeden Tag mit einem Lächeln und einem Schnack für jeden seine Runde machte. So ein Tony wünsche ich jedem Camper! Nicht nur sorgte er dafür, dass wir dank seinem Matchmaking Uwe aus Sylt kennenlernten (der seit November mit einem gemieteten Camperbully durch Australien tourte), auch war er freizügig im Werkzeugverleih. Dieses Tent musste ja noch aufs Roof, wie der Name es schon impliziert!
Zum Campingplatz gehörte auch eine große, gut ausgestatte Küche, wo schon fast so etwas wie Hostelfeeling aufkam, als wir dort abends, Seite an Seite mit einer Muddi aus Perth und einer chinesischen Weltenbummler-Familie unsere Nudeln kochten.
Mehrere Fragen bewegten uns, als wir am nächsten Morgen zum Supacentre aufbrachen. Wie bekamen wir das große Paket mit dem Zelt (fast 60kg) aufs Dach gehievt? Wo würde der Aufbau erfolgen können? Auf dem Parkplatz des Supacentres war das ganz deutlich verboten, also musste das Paket auf dem Dach gründlichst verschnürt werden. Der Laden die Straße weiter runter, der das Ding für uns aufbauen würde, wollte mal eben 200 $ dafür haben. “It’s a half day of work, mate!“ …äh, nee… Also, zurück zum Campingplatz, wo der nette Uwe (es sind nicht nur die Australier, I tell you!) uns seine Hilfe beim Montieren und Draufheben angeboten hatte. Thomas bekam den Karton mithilfe der Verzurrgurte von Kmart nach einigen Grübeln fest auf dem Walter verschnürt. Ich fixierte das Paket auf dem Rückweg sicherheitshalber auch nochmal mit meinem starren Blick…
Das Zusammenbauen des Zeltes nahm dann tatsächlich gute drei Stunden in Anspruch – hätte der Hersteller Kings mal n büschen Unterricht bei den IKEAs im Anleitung schreiben genommen, wäre das bestimmt deutlich schneller gegangen. Als Thomas und Uwe die Konstruktion dann auf den Dachträger hoben, waren die für den perfekten Sitz ein wenig schmal. “Frag’ doch Tony, ob er eine Bohrmaschine hat, dann bohrst du einfach neue Löcher daneben.“ schlug Uwe vor. Geniale Idee, denn Tony hatte und half uns gerne aus (und kam auch immer wieder vorbei, um sich unsere Fortschritte anzugucken).
Puh, geschafft. Ohne Uwes tatkräftige Unterstützung wäre das Ganze deutlich schwieriger geworden, also luden wir ihn kurzerhand zum Essen in der Camp Kitchen ein. Gab zwar – aus meiner Sicht – “nur“ gebratene Paprika mit Reis und süßsauer-Soße (was anderes hatten wir gerade nicht mehr in unserer Futterbox), aber allen schmeckte es und alle wurden satt. Und in netter Gesellschaft isst es sich ja doch nochmal so gut. Ziel erreicht.
Als wir abends nochmal los sind, um die Vorräte beim nächstgelegenen Cole’s aufzustocken und kurz bei Thomas’ Studienkollegin Nirasha vorbeizuschauen, wo Post für Thomas lag, kam uns bei unserer Rückkehr Uwe schon entgegen. Der Campingplatz war nämlich deutlich besser besucht als am Tag zuvor, weswegen Tony Platz für mehrere größere Reisemobile hatte schaffen müssen und uns auf einen kleineren Platz umgezogen hatte. Ach, no worries! Hauptsache, es war genug Platz, die Leiter von unserem Dachzelt aufzuklappen und in unsere funkelnagelneuen Koje zu krabbeln. Was für ein Palast … 100% Verbesserung zum Igluzelt! Selbst Thomas konnte nun Arme und Beine ausstrecken, ohne anzustoßen.
Yay!
Song der Stunde: Jake Bugg – Simple as this