01. Februar bis 03. Februar 2019
(Ich habe gerade festgestellt, dass der vorherige Blogpost Nummer 50 bei „Schming und weg“ war. Congrats, Schmingobingo, sag ich da mal erstaunt)
Das Hotel „The Cally“ in Warrnambool passte wie Faust auf Auge für unsere kleine Camperpause. Alles da, was wir brauchten, bequemes Bett und free parking. Gott, was waren wir genügsam! Der Gedanke ging mir auch durch den Kopf, als wir uns mithilfe des Vouchers vom Einchecken am nächsten Morgen tatsächlich mal einen fancy Kaffee im Hotelbistro gönnten, anstatt den lecker Instantcappucino aus unserer Futterkiste, mit dem wir sonst aber total zufrieden waren. Aber so war der flat white eben auch ein echtes Highlight.
Der Wind blies auch weiterhin fröhlich durch die Straßen der „windy town“ (wie wir von der Hotelangestellten lernten; na denn kein Wunder!), also wieder dick eingemummelt und vor Verlassen der Stadt wenigstens einen letzten Blick aufs Meer geworfen – an Logan’s Beach Whale Watching Platform, inklusive Müsli-Obst-Frühstück am Walter. Der Kenner oder Südafrika-Spezialist weiß aber, keine Saison für Wale. Ich machte dort mit Kopftuch und Halstuch ausstaffiert mein allererstes „Ich-spreche-in-die-Kamera“-Instastory-Video, aber eine liebe Chorfreundin versicherte mir, man habe vor lauter Wind aufm Mikro kein Wort verstehen können. Naja, Point proven, sach‘ ich da mal flockig.
War klar, dass wir uns nicht weiter vor dem Wind im Hotelzimmer verkriechen konnten und wollten (Hallo Budget!). Stattdessen beschlossen wir, einfach mal nach Norden zu fahren, weg von der Küste, die – so die Hoffnung – naturgemäß besonders windig sein musste. Zudem entdeckte Thomas beim Recherchieren, dass es da einen ziemlich bekannten, ziemlich goßen und den Beschreibungen nach auch ziemlich sehenswerten Nationalpark namens The Grampians gab. Na, das war doch mal ein Plan!
Auf dem Weg ließ sich wunderbar noch ein Stopp in Port Fairy einbauen, 30 km westlich von Warrnambool, einem kleinen Ort, der früher wie heute vom Fischfang lebt und Mitte des 19. Jahrhundert mal zu den bedeutendsten Häfen Australiens gezählt hat. Heute nur noch schwer vorstellbar, wenn man den kleinen Ort das erste Mal sieht. Wir wollten uns vor allem die vorgelagerte Insel Griffiths Island, ein Naturschutzgebiet, anschauen, die sich für einen Spaziergang anbot. Google Maps war zwar der festen Überzeugung, man könne mit dem Auto auf die Insel fahren, aber nee, Pustekuchen, die kleine Brücke war nur fürs Fußvolk gedacht und Walter musste sich mit dem Parkplatz davor begnügen.
Griffiths Island ließ sich in ca. einer Stunde zu Fuß locker umrunden und ist vor allem als Vogelschutzgebiet für den australischen Muttonbird, auch short-tailed shearwater genannt (auf deutsch Sturmtaucher), bekannt – große Bereiche im Inselinneren durften wir nicht betreten, weil sie dort ihre Brutlöcher haben. Viel gesehen haben wir von der Vogelsippe allerdings nicht, war nicht die richtige Zeit für große Action.
Nicht gerechnet hingegen hatten wir damit, dass uns sogar auf dieser windigen Insel unsere Freunde, die Kängurus, begegnen würden! Aber plötzlich bewegte sich was im Gebüsch und da saßen sie und schauten uns viel intelligenter an, als wir sie. Wenn man genau betrachtet, handelte es sich hier um Sumpfwallabies, also dem kleineren Verwandten des Kängurus, und zwar um eine ganze Familie, denn bei Muddi Wallaby guckte auch noch ein vorwitziger kleiner Kopf in der Körpermitte mit heraus. Einen Moment lang dachten wir, es kommt gleich aus’m Beutel gepurzelt, aber das passierte dann doch nicht.
Ein weiteres Highlight, das uns zwar nicht überraschte, aber begeisterte, war der alte Leuchtturm, der seit 1859 dort steht, mittlerweile aber mit automatischer Lichterführung (der letzte Leuchtturmwärter ging dort 1954 in Pension). Ich weiß nicht, was es ist, aber Leuchttürmer üben seit jeher eine besondere Faszination auf mich aus und gehören zu meinen liebsten Fotomotiven! Aber drin wohnen möchte ich wohl nicht … oder nur mit Aufzug!
Ziel des Tages war Macarthur nördlich der Great Ocean Road, wo es einen Campground gab, der uns aus den Beschreibungen und Bewertungen unserer bewährten App gut gefiel. Erneut handelte es sich hier eigentlich um die Trainingsanlagen der lokalen Cricket- und Netballteams. Das Ehepaar, das ihn betrieb, zeigte uns erstmal die wirklich ansprechenden Wasch- und Duschräume, die inkognito in einer Umkleidegarderobe (auf der Tür stand „Netball“) untergebracht waren, entschuldigten sich dafür, dass sie die Preise gerade anheben mussten (von 5 Dollar/Nacht auf 6 Dollar/Nacht, wir waren natürlich geschockt. Not.) baten uns, sparsam mit dem Wasser umzugehen, da dieses per LKW angeliefert werden musste. Es hatte zuletzt irgendwann vor Weihnachten mal geregnet … entsprechend braun war auch das Gras, das auf den umliegenden Feldern von etwas trübselig dreinblickenden Kühen gemampft wurde.
Macarthur gefiel uns so gut, dass wir den nächsten Tag komplett auf dem Campground verbrachten und einfach chillten, nur unterbrochen vom erneuten Besuch der lokalen Feuerwehr, die über den anstehenden fire ban informieren wollten. No worries, wir kennen uns schon aus! Blieb der sympathischen Französin (!) nur noch, uns das Tütchen mit dem Infomaterial zu überreichen und ein bisschen mit uns zu plaudern. In der Dämmerung erklang dann ein komisches Geräusch von ein paar Bäumen in der Nähe, das wir alte Wildlife-Experten natürlich sofort einordnen konnten (Stichwort Schwein-Esel): Ein Koalamännchen tat lautstark seinen Paarungswillen kund. Wir natürlich gleich auf die Suche gegangen, wo der Pelzcasanova stecken könnte, und Thomas war ganz happy, als er ihn tatsächlich zuerst auf einem Baum entdeckte. Zu meiner Verteidigung – der saß aber auch ganz klar auf dem falschen Baum, der olle Kostverächter. Kein Gum tree, ey!
Aber am nächsten Tag ging es weiter in die Grampians, die so heißen, weil sie ihren Entdecker, Sir Thomas Mitchell, an die Grampian Mountains in Schottland erinnerten. Unser erstes Ziel in diesem Nationalpark war gleich die höchste Erhebung des Gebiets: Der Mount William, 1.167m über dem Meeresspiegel. Super Idee für einen Tag, an dem es – der total fire ban kündigte es bereits an – doch ganz schön heiß zu werden versprach… Walter brachte uns treu ein gutes Stück den Mount William hinauf, doch das letzte Stück musste natürlich zu Fuß erklommen werden. Ich las das Schild am Beginn der Straße „Strenuous walk involved“ Soso, das klang ja vielversprechend. Thomas erklärte sich bereit, unsere Wasserflaschen in seinen Rucksack zu packen, sodass ich ballastfrei marschieren konnte (bless him!), aber dennoch schrumpfte meine Motivation kontinuierlich mit den erklommenen Höhenmeter. Och Mönsch, was war das denn für eine Schnapsidee, in dieser Hitze einen Berg hinaufzulaufen! Ja gut, der Weg war ganz hübsch und der Ausblick wurde mit jedem Schritt vielversprechender, aber gleichzeitig plagten uns hundsgemeine Fliegen mit ihrer konstanten Anwesenheit und das mit dem „strenuous walk“ war zumindest für die ersten 2 Kilometer auch keine leere Warnung gewesen. Irgendwann drehte ich entnervt um, in der Absicht, im Auto auf meinen wackeren Bergsteiger zu warten, aber Thomas motivierte mich immer wieder mit „Wir sind doch gleich oben!“ Jaja, das habe ich doch vor drei Kurven schon mal gehört. Doch jeder Weg musste ja einmal enden und so erreichten wir nach ungefähr einer Dreiviertelstunde tatsächlich den ersehnten Gipfel.
Hier befanden sich zunächst eine Reihe von großer Übertragungsantennen, offenbar für den Flugverkehr („Air Navigation Facility“ stand auf einem Schild), schön eingezäunt und vor Unbefugten geschützt. Dahinter gab es aber auch einen Gipfelstein mit 360° Panoramablick, sodass wir nach der ganzen Anstrengung nun den wohlverdienten Ausblick genießen konnten! Und ja, ich war dann doch ganz froh, NICHT umgedreht zu sein 🙂
Song der Stunde: Sister Act – Ain’t no mountain high enough