Im Onederz Hostel fühlte ich mich echt sehr wohl – ein tolles Hostel, auch wenn ich den Rooftop Pool genau ein einziges Mal nutzte und es teils ein ewiges Kommen und Gehen der Leute war. Besonderes i-Tüpfelchen in der Ausstattung wurden für mich tatsächlich die PCs im Gemeinschaftsbereich, weil sich damit 1) die Fotos von der SD-Karte direkt, schnell und in Originalgröße zu GoogleDrive laden ließen und 2) weil ich damit ENDLICH, nach 8 Wochen, die DVD mit den Bildern vom Ziplining anschauen und sichern konnte. Happy Schming, denn da waren echt ein paar richtige Goldstücke dabei! (Guckstu hier).
Naja, und die Aktion, einfach faul im Gemeinschaftsbereich herumzusitzen bis mich jemand anspricht und die Angkor Wat-Orga für mich übernimmt, war definitiv auch nicht schlecht. Aber trotzdem bewies ich dann bei an Tag 2 etwas mehr Eigeninitiative und buchte die „Grand Circuit“ Tour zum Sonnenuntergang über das Hostel. „Grand Circuit“ bedeutete aber keineswegs, dass die Tour länger war als die am ersten Tag (zeitlich wares tatsächlich gleich), aber es waren andere Tempel in der Runde und der Abstand zwischen den Tempeln war einfach größer.
Also stieg ich um 13:30 Uhr mit zehn anderen Tempeljüngern in einen vom Hostel bereitgestellten Minivan (deutlich angenehmer als so ein Tuk-Tuk), gespannt, was denn diesmal auf mich zukommen würde. Im Hostel hörte man auch immer wieder, dass es ja auch möglich wäre, Angkor Wat mit dem Fahrrad zu erkunden, aber ganz ehrlich … die Entfernungen waren schon ganz ordentlich und dann das Ganze bei dieser Hitze?? Halte ich nicht für eine wirklich gute Idee…
Im Bus schnackte ich direkt die neben mir sitzende Denika aus Irland an, die auf mein „I’m from Germany“ ein von Herzen kommendes „Oh, fantastic!“ …echt? Tatsächlich musste ich erneut feststellen, dass wir deutsche Rucksacktouristen nicht nur sehr zahlreich in Südostasien unterwegs waren, sondern auch wirklich recht beliebt waren – „You all speak such good English and I only meet really nice people from Germany.“ bekam ich (wieder) zu hören. Tja, das kommt direkt auf „Hatte ich so nicht erwartet“-Liste dieser Reise – Deutschland hat einen guten Ruf und wir Bewohner kommen international auch echt ganz gut an. In your face, Jammer-Mitbürger, unser Land ist toll und wir werden gemocht. 🙂
Unser erster Stop der Tour war der Preah Khan (bedeutet: heiliges Schwert) Tempel, den ich für mich recht fix in „Türen-und-Fenster“-Tempel umtaufte, da das echt ein hervorstechendes Kennzeichen war. Laange Gänge mit Türen und Fenster. Das Ganze erinnerte an den Ta Prohm vom Vortag, war auch an manchen Stellen ähnlich überwachsen, aber noch sehr viel größer und besser erhalten. Eine Menge zu gucken und zu erkunden und die erste Gelegenheit, festzustellen, dass das eine teils echt lustige Truppe war, mit der ich da unterwegs war. Wir bekamen von unserem Fahrer bei jedem Stopp gesagt, wo er uns aufsammeln würde und wie viel Zeit wir für den jeweiligen Tempel hätten.
Ähnlich wie beim Ta Prom waren Teile des Tempels überwachsen – Nature is fighting back!
Beim Wiedertreffen unserer Minibusses samt Fahrer herrschte etwas Chaos hinsichtlich des „Wanns“ und vor allem des „Wos“, aber letztlich waren doch alle elf wieder am Platz und die Fahrt ging weiter. „You have 15 minutes here.“ war die Ansage beim nächsten Stopp. Was, so kurz nur? Schnell wurde aber klar, was da dahinter steckte – wir konnten uns den Neak Pean Tempel anschauen, einem Wassertempel, der über eine lange Holzpromenade zu erreichen war … und der 1) sehr klein und 2) nicht betretbar war. Und das einmal Drumherumlaufen und Fotos machen dauerte tatsächlich nicht sehr lange…
Das Highlight unseres nächsten Tempels, des Ta Som, fanden wir tatsächlich nur durch Zufall. Hätte ich nicht gesagt „Hey guys, let’s head down here before we meet our driver.“, wäre uns der markante und auch sehr bekannte überwachsene Osteingang wohl total durch die Lappen gegangen… Ich muss gestehen, das ist auch das, was mir am besten im Gedächtnis geblieben ist, da der Tempel sonst sehr dem Preah Khan oder dem Ta Prom ähnelte vom Baustil her, nur kleiner. Natürlich gab es wiederum jede Menge Reliefe und Skulpturen zu entdecken und zu bewundern – der ganze große Wurf war dieser Tempel für mich aber eher nicht. Bis auf den Baum.
Je länger wir unterwegs waren, desto mehr kamen wir innerhalb der Gruppe auch ins Gespräch miteinander. Denika und ich hatten ja gleich Freundschaft geschlossen, dazu kam dann noch Laurie von der Insel Réunion (gehört zu Frankreich, liegt aber neben Madagaskar!), die lustigen Iren Gayle und Peddar, eigentlich aus Cork, leben aber in Singapur, Kyle aus Wales und Tanner aus Pennsylvania / USA. Zur Busgruppe gehörten noch zwei junge Deutsche, ein koreanisches Freundinnenpaar und ein Chinese, aber die waren irgendwie nicht gaaanz so sehr auf Socializing aus. Spätestens beim Lunchstopp in einem leicht überteuerten Restaurant am Straßenrand diskutierten wir übers Reisen und empfahlen einander Ziele, als würden wir uns alle schon ewig kennen. Total nett … wenn auch wieder eine kleine Herausforderung mit all‘ den englischen Muttersprachlern. Iren sind tatsächlich nicht einfach zu verstehen 🙂
Es folgten der Östliche Mebon und Pre Rup, beide ganz furchtbar beliebt als Spots für den Sonnenuntergang und beide hinduistische Tempel, deren Stil doch deutlich von dem bisher gesehenen abwich. Der Östliche Mebon war wohl ursprünglich ein Inseltempel und von Wasser umgeben, aber so ca. 1.000 Jahre nach Erbauung war da alles trocken. Pre Rup erhob sich als gewaltiger Pyramidentempel vor uns, mit fünf Ziegeltürmen und zahlreichen Treppenstufen, die es zu erklimmen galt (die Nikes waren auch heute wieder gerechtfertigt). Beiden stiegen wir daher auch eher „aufs Dach“ als sie zu erkunden. Nur … wie man auch schon auf den Bildern sieht … wieder (!) ein bedeckter Himmel und somit nüscht mit einem stimmungsvollen Sonnenuntergang. Wir setzten uns trotzdem brav oben auf die Pyramide, starrten in die angegebene Richtung, über Reisfelder und Dschungel und sahen … nix. War sie schon untergegangen? Ja? Nein? Vielleicht? Tja, zwei Mal Pech für mich, aber beide Tage hatten sich aber trotzdem auf ihre Art und Weise gelohnt.
Bereits auf der Rückfahrt nach Siem Reap kam Tanner auf den Gedanken, dass es doch wäre, wenn wir nochmal in der Konstellation was unternehmen würden, da gab es doch noch diesen Dschungeltempel Beng Mealea, 70 km entfernt, zu dem das Hostel ebenfalls Fahrten organisierte. Ja! Gayle und Peddar hatten bereits eine Fahrradtour gebucht, aber wir anderen vier waren definitiv interessiert – direkt abends, als wir ins Hostel kamen, das Ganze organisiert und los ging’s am nächsten Tag um 13:30 Uhr mit Kyle, Laurie, Denika, Tanner und mir. Die anderen hatten tatsächlich morgens noch die Sonnenaufgangstour gemacht – nee, also, das war mir definitiv zu viel und nochmal um 4 Uhr aufstehen, um diesselben Tempel nochmal zu sehen … bei aller Liebe.
Das hielt mich aber nicht ab, gemeinschaftlich mit den anderen auf der Hinfahrt in unserem komfortablen Minibus ein wenig von mich hin zu schlummern. Ab und zu warf ich aber auch einen Blick nach draußen, wo das ländliche Kambodscha an uns vorbeizog und man einen ganz guten Eindruck bekam, in was für bescheidenen Verhältnissen die Menschen dort leben.
Beng Mealea lässt sich schwer in Worte fassen – hier sprechen am besten wieder die Bilder:
Dieser Tempel hat tatsächlich nochmal ein ganz anderes Feeling vermittelt, gerade dadurch, dass er an sehr vielen Stellen so stark verfallen und überwachsen ist. Die ganze Anlage ist gewaltig und absolut sehenswert. Nach den Touribussen von Angkor Wat und den vielen Postkarten verkaufenden Kindern war die Ruhe und Stille dort wirklich sehr angenehm und trug zu dem besonderen Flair bei. …und ich hatte eigentlich konstant ein Medley von der Titelmusiken von „Indiana Jones“ und dem Playstation-Klassiker „Uncharted“ im Ohr, wobei sich rausstellte, dass Tanner ebenfalls ein Riesenfan von „Uncharted“ ist (und sich sogar ein thematisch passendes Tattoo zulegen will), sodass wir erst mal schön Geekstuff austauschen konnten. Das ging im Bus zurück direkt weiter, wo Film und Musik ein hauptsächliches Gesprächsthema wurde.
Das wechselte aber schließlich zur Abendgestaltung – schließlich war St. Patrick’s Day! Dass der – auch in Kambodscha – angemessen begangen werden musste, das hatten Denika, Gayle und Peddar schon am Tag zuvor beschlossen. Also, rein in die grünen Klamotten, soweit vorhanden (ich hatte mir aus reinem Zufall zwei Tage zuvor ein knallgrünes T-Shirt gekauft, von 5 auf 2 Dollar runtergehandelt) und los! Erste Station: Essen fassen bei einem Taco-Laden, den Tanner entdeckt hatte. Zweite Station: Das Murphy’s Irish Pub, das an diesem Tag natürlich Rekordumsätze machte und diese durch Gags wie „Wir spielen nur irische Bands.“ und „Heute ist unser Bier einfach mal grün.“ noch kräftig nach oben trieb. Die Stimmung war ausgelassen, die aufgemalten Kleeblätter zahlreich und natürlich floss der Alkohol in Strömen. Ich hielt mich an Cider, immerhin in einer grünen Flasche.
Es war ein grandioser Tag und ein fantastischer Abschluß – und ich fand es einfach nur großartig, dass sich die Dinge in Siem Reap so super zusammen gefügt hatten, erst mit Lucas und Hannah, dann mit dieser netten Truppe. Und im Dorm konnte ich auch immer mit Nikki und Sandy schnacken. Ein Tag blieb mir noch hier … aber der passt tatsächlich besser in den nächsten (und vorletzten!) Blogeintrag.
Verflixt, jetzt muss ich aber wirklich endlich mal nach Irland fahren…. Soll manchmal eine regenfreie Woche Anfang Juni geben. 🙂
Song der Stunde: B*witched – C’est la vie (die sind aus Irland, habe ich an diesem Abend gelernt)
Sehr schön über deine Erlebnisse zu lesen. Und von Hamburg aus darüber zu schreiben, ist sicherlich etwas mühsamer aber somit erlebst du diese Reise zum zweiten Mal .
„Der Weg liegt nicht im Himmel, der Weg liegt im Herzen“. Buddha