Chiang Mai hat sich bei mir wirklich in mein kleines, unerfahrenes Reiseherz geschlichen (ähnlich wie Kapstadt und Boston) – was teils an der Stadt bzw. der Old Town selbst, teils aber auch an den Leuten lag, die ich hier getroffen hatte. Aber ich war schon viel länger dort geblieben, als ich erwartet hätte, Coco würde über Bangkok nach Phuket und Vietnam weiterreisen, Jesse fuhr mit dem Roller nach Chiang Donc auf der Duche nach Bergvölkern und Davina wusste noch nicht genau – also setzte ich mich etwas wehmütig, aber wild entschlossen am Mittwoch in einen dieser typischen Minivans Richtung Pai. Auch aus dem Eden Walking Street Hostel bin ich sehr ungern ausgezogen – so ein wunderbares Hostel mit seinem großartigen Eigentümer Ning hatte ich ehrlichgesagt in Asien nicht erwartet. Stolz befestigte er an meinem letzten Abend die hochverdiente TripAdvisor-Bewertung von 9,6 an der Tür. Klar, dass er auch von mir eine richtig gute bekommen hat!
Pai liegt nordwestlich von Chiang Mai , ist besonders aufgrund seines Hippieflairs und der vielen Ausflugsmöglichkeiten in der näheren Aufhebung bekannt und soll gut für ein bisschen Entspannung sein. Ein richtiger Backpackerort, der es ohne die Touristenströme vermutlich niemals auf die Landkarte geschafft hätte. Berühmt-berüchtigt ist die einzige Straße, die von Osten dorthin führt – sage und schreibe 762 teils 180 Grad-Kurven liegen zwischen dem Reisenden und seinem Ziel. Nicht für jeden Magen geeignet, kann man sagen. Trotz meiner bisher guten Erfahrungen mit den Straßen Thailands warf ich vorsorglich eine Anti-Motion-Sickness-Pill ein (better be safe than sorry), mit dem Ergebnis, dass ich praktisch die ganze Fahrt pennend / dösend in der Ecke hing. Naja, besser als mit der Nase in der Kotztüte.
Pai war wirklich eher ein Dörfchen (nach Chiang Mai und Bangkok). Trotzdem hat man bei der Ankunft erstmal das kleine „P“ in den Augen. „Oh Gott, wo muss ich jetzt hin?“ Inzwischen hatte ich mir aber eine lokale SIM-Karte in mein Handy packen lassen, also, GoogleMaps an und losmarschiert. Blöd nur, wenn GoogleMaps einen mit dem blauen Büffel auf’m Rücken erstmal schön in einem riesigen Bogen und auf einer unbeleuchteten Straße zum Guesthouse schickt. Naja, auch Umwege führen zum Ziel und im Tageslicht habe ich die Abkürzung in die Stadt dann auch direkt gefunden.
Das Canary Guesthouse liegt auf der anderen Seite des Flusses Pai und war tatsächlich für mich ein echter Volltreffer. Gut, die Sanitäranlagen waren sehr Basic und an Schlafen war vor Mitternacht wegen der Livemusik in der angrenzenden Bar meist nicht zu denken, aber das hat mich irgendwie gar nicht gestört. Die Lage am Fluss war traumhaft schön und doch sehr zentral – in 5 Minuten war man an der Hauptstraße, wo jeden Abend ein Nachtmarkt statt fand. Die Besitzerin war unheimlich freundlich und bemüht und das Frühstück, was man bei ihr bekommen konnte, superlecker (mein Favorit: Kürbis-Pfannkuchen mit Honig). Kaffee, Tee und Wasser waren umsonst, was ich bei einem saugünstigen Übernachtungspreis von 170 Baht (4,50 Euro) pro Nacht im Dorm wirklich einen guten Deal fand. Aber über allem stand für mich dieser Schlafsaal, der in einer Bambushütte untergebracht war… Das war einfach mal was anderes: keine wackeligen Etagenbetten, kein stickiger Schlafsaal, stattdessen 7 Betten links und 7 Betten rechts, mit jeweils einem geräumigen Schließfach drunter und genug Platz, dass man Privatsphäre hatte. Mir ist vor allem aufgefallen, wie gut ich nachts atmen konnte.
Die Stadt selber war fest in Touri-Hand, hatte aber trotzdem eine eigene Atmosphäre durch eine gewisse spirituell-esoterische Prägung, wenn man das so nennen möchte, oder anders gesagt: ein gewisses Hippieflair, einerseits durch Dreadlock-Frisöre, Yogazentren, Tattoostudios, vegetarische Restaurants, Meditationsseminare und entsprechende Klamottenläden (Junge, Junge, Batik IS alive), andererseits durch die Leute selbst. Einen Typ mit Poncho, Jesussandalen, Dreadlocks und Glitzerbemalung im Gesicht oder asiatische Rastafaris habe ich tatsächlich anderswo noch nicht gesehen. Sehr bunt und sehr alternativ, das Ganze.
Nach Studium meiner Reiseführer war klar: Als Fußgänger ist man hier in Pai stark eingeschränkt, da das meiste Sehenswerte doch auch mich stramme Wandersbraut ein bisschen zu weit entfernt waren – bis auf den Weißen Buddha. Das klang doch interessant, also losgestapft und das Recht spontan, denn in Flipflops (meine geliebten Okabashis in allen Ehren) und in der prallen Mittagssonne war das nicht sooo optimal. Immerhin, die große Wasserflasche war am Start. Sichtbar war die weiße Statue bereits von der Bambusbrücke von der Stadt aus. Der Aufstieg war nicht unanstrengend, aber es lohnte sich. Bereits auf halber Höhe fand ich einem Tempel ein wunderbares schattiges Plätzchen, wo es sich – mit Blick auf Pai und Umgebung – prima eine Weile chillen ließ. Dann ging es nochmal eine Weile treppauf (insgesamt sind es 353 Stufen), wo man den Weißen Riesen schon ganz gut im Blick hat. Oben angekommen war die Aussicht aber das eigentliche Highlight. Klar, so ein schneeweißer Buddha ist schon schick (ob sie noch für Goldschicht sparen?), aber ich stellte wieder mal fest, dass ich zu wenig über den Buddhismus weiß, um da wirklich einen Bezug für mich herzustellen.
Zurück am Guesthouse verzog ich mich erstmal schön mit Sticky Rice/Mango und einem Bananenshake in den schattigen Pavillion hinter der Bambushütte, wo netterweise Hängematten aufgehängt worden waren. War doch ein bisschen viel Sonne gewesen. Und da liegend und den leckeren Shake schlürfend fehlte mir eigentlich nur noch das Meeresrauschen zum kompletten Glück!
Song der Stunde: The Head and the Heart – Rivers and Roads
wow, bist Du eine fleißige Schreiberin………..macht wirklich Spaß Deiner Reise zu folgen. Schöne Grüße aus dem heute kalten doch sehr sonnigen Hamburg. Schließlich muss der Vitamin D Speicher dringend aufgefüllt werden. Wie schön, dass das Dir gutgeht und Du Dich auf so viele neue aufregende Dinge einlässt……..genieße das in vollen Zügen. Weiterhin eine schöne Zeit!