Nur, um ein kurzes Bild zu zeichnen, unter welchen Umständen dieser Blogeintrag einsteht: Es ist Abend geworden in Pai, ich liege hinter meinem Guesthouse-Dorm mit meinem iPad in meiner Lieblingshängematte, satt und zufrieden nach einem köstlichen roten Curry mit Reis und Bananen-Kokos-Pfannkuchen zum Nachtisch (kostete alles zusammen mit Getränk etwas über 2 Euro). In der angrenzenden Bar fängt gerade der abendliche Live-Act an, seine Gitarre zu stimmen. Die Grillen zirpen und es ist angenehm, dass die große Hitze des Tages vorbei ist. Mein letzter Abend in dieser verrückten kleinen Hippie-Stadt … aber dazu mehr in einem anderen Blogpost.
Meine Aktivitäten-Wunschliste beim Planen dieser Reise war nicht lang gewesen, aber eine Sache stand von Anfang drauf: einen Kochkurs machen und das am liebsten in Chiang Mai. Und das Universum meinte es verflixt gut mit mir: Nicht nur konnte Davina aus ihrer Kochschulerfahrung mir eine Empfehlung für die Thai Cottage Home Cookery School geben, der großartige Ning gab auch hier einen Discount und ich bekam obendrauf auch noch Coco als Kochpartner. Dafür dürfte der aber auch wählen, ob gleich morgens oder nachmittags. Juhu, Pickup um 08:30 Uhr 😉 Dabei lernten wir gleich zwei sympathische Mitstreiterinnen aus China kennen, Alice und Sicca.
Kat hieß unsere resolute, aber sehr humorvolle und kompetente Führerin durch die Geheimnisse der thailändischen Kochkunst. Überhaupt wird wohl jedem Thailand-Besucher superschnell klar, dass das Thema Essen hier eine ganz besondere Rolle spielt. Die vielen Straßenküchen, die unzähligen Restaurants, Imbisse und Garküchen – wohin man auch schaut, die Thais futtern rund um die Uhr. Und trotz des vielen frittierten Zeugs, das Teil des Küche ist, sieht man selten einen adipösen Thai (die es aber durchaus auch gibt).
Zuallererst durften wir aus mehreren Optionen unser persönliches 5-Gänge-Menü zusammenstellen. Ich entschied mich für Frühlingsrollen als Vorspeise, die Kokosnuss-Suppe (natürlich mit Tofu), das Rote Curry, das Pad Thai (gebratene Nudeln mit Sprossen und Ei) und natürlich Mango mit Sticky Rice. Dann ging es auf den nahegelegenen Markt, Zutaten besorgen und was über die verschiedenen Gewürze, Gemüsearten und Kräuter lernen. Hier stieß auch noch ein francokanadisches Paar zur Kochgruppe. Kat übernahm allerdings den eigentlichen Einkauf – das Ganze war extrem gut organisiert gemessen an der Tatsache, dass wir alle sechs durchaus komplett unterschiedliche Menüs hätten kochen können (es gab aber einige Überschneidungen).
Zurück in der Kochschulerfahrung ging es dann auch sofort los und zwar mit der Currypaste, deren Zutaten in mühevoller Mörserarbeit in Schweiße unseres Angesichts so lange zerkleinert werden mussten, bis sie Gnade vor Kats Augen fand. Gleichzeitig bereiteten wir auch schon die Zutaten für das Pad Thai und die Suppe unserer Wahl vor, genau nach ihren Anweisungen. So ein ganz richtiges, eigenständiges Kochen war es meiner Ansicht nach nicht, da alles perfekt vorbereitet war und wir nur ganz wenig selber schnippeln mussten. Aber vermutlich ist anders ein 5-Gänge-Menü in der kurzen Zeit nicht möglich. Es war trotzdem total Klasse und wir hatten in der Gruppe einfach auch viel Spaß. Allein schon, als es darum ging, wie viele Chilischoten man jetzt in sein Curry nimmt. Kat riet uns zu 1 – 2, wenn wir nich gern scharf aßen. Also nahm Coco mutige 4 (die er später bereute…) und Curt, der Kanadier, sogar 5. Ich war mit meinen 3en tatsächlich ganz zufrieden….
Ehe wir uns versahen, standen wir auch schon am Herd vor unseren Woks und brutzelten den ganzen Kram zusammen. Zuerst die Suppe, für die wir die genau abgemessene Menge Kokosmilch und Wasser von Kat bekommen. Das Abschmacken war dann doch „richtiges Kochen“, bei dem wir auf die vier Geschmacksrichtungen achten sollten: Salzig, sauer, süß, scharf – fehlte eine davon, wurde entsprechend mit Fischsosse, Zitrone, Zucker oder Chili nachgewürzt. …die Suppe sah nach nichts (=milchig) aus, bot aber nach einigem Justieren durchaus was für den Gaumen. Kat hielt uns gut auf Trab – im Nullkommanichts waren neben der Suppe auch Curry und Pad Thai fertig und wir saßen erwartungsvoll und auch wenig stolz vor unseren Werken.
Nur: Verflixt, war das viel Futter! Ich hatte im Curry schnell meinen Favoriten gefunden, wohingegen das Pad Thai geschmacklich eher so ein bisschen mau war. Die Suppe war hingegen auch superlecker. Also löffelte ich die beiden Teller leer und Kat packte mir das Pad Thai zum Mitnehmen ein (hervorragend, Abendessen gerettet).
Die Erkenntnis, dass da ja immer noch zwei Gänge fehlen würden, schockte uns alle so ein bisschen… Denn 1) wer sollte die jetzt noch kochen, wo wir alle im Futterkoma lagen, und 2) wer um Himmelswillen sollte das alles bloß noch essen? Aber Kat kannte keine Gnade und stellte Coco direkt wieder ans Schneidebrett, wo er für die Frühlingsrollen die Füllung vorbereitete und auch direkt anbriet. Curt und Alice wurden die Sticky Rice-Verantwortlichen und bereiteten das entsprechend vor. Allerdings waren wir alle komplett von den Socken, als Kat uns zeigte, wie wir die eine Hälfte des Reises mithilfe des Saftes einer speziellen Blume blau einfärben konnten… Sah schon echt schick auf den Tellern aus!
Die Zeit war schon fortgeschritten und die Luft ein bisschen raus – also zeigte uns Kat im Schnellverfahren das korrekte Falten der Frühlingsrollen, mit dem Ergebnis, dass wir alle wie gebannt auf die geschickten Finger von Sicca guckten – naja, mit meinen hätte ich wohl keinen Blumentopf gewinnen können (eher den Knödelpokal), aber egal, ab ins Fettbad und goldbraun frittiert. Für den Geschmack war das Aussehen letztlich egal. Und geschmeckt haben sie auf alle Fälle, genau wie der legendäre Nachtisch – für den man ja immer irgendwie einen Extramagen hat. Ich fand besonders die gerösteten Mungobohnen als Topping ein Highlight und natürlich die blaue Farbe!
Noch ein fixes Gruppenfoto, bei dem Kats Asistentin mit fünf Kameras hantieren musste, bis wir alle zufrieden waren, Facebook-Kontakte mit Alice und Curt ausgetauscht, Zertifikat und Rezeptbuch eingesackt und buchstäblich mit dem Gefühl nach Hause gerollt, nie wieder etwas essen zu können….
Den Großteil des Nachmittags verbrachte ich dann auch entsprechend auf den bequemen Thai-Liegematten und chillte gepflegt. Fühlte mich von Jesse, der ein Computerproblem und ein gutes Gedächtnis („You work as IT-Support, don’t you?) hatte, fast ein wenig gestört, war dann aber doch zufrieden, als ich ihm helfen konnte. Tech-Bonding würde man das wohl neudeutsch nennen. Aus den Plänen, feiern zu gehen, weil es in der Besetzung der letzte Abend sein würde (ich hatte mir für den nächsten Tag eine Busfahrt und Unterkunft in Pai gebucht, Jesse wollte am nächsten Morgen mit dem Scooter nach Chiang Doc) wurde kurzfristig dann doch nichts, aber Coco schleppte mich von jetzt auf gleich mit zu einem Treffen mit den beiden Chinesinnen vom Kochkurs, sozusagen als „wingwoman“. Und das war dann wirklich noch ein richtig netter Tagesabschluss, wo ich viel über China und Leben in China erfahren konnte.
Song der Stunde: Red Hot Chili Peppers – Snow (Hey Oh)
Hallo, Kristin! Ich bin ja richtig neidisch auf deinen Kochkurs . Diesen blauen Reis finde ich ja faszinierend. Ist es nur für die Optik oder gibt es tatsächlich einen Geschmacksunterschied?